Schlafstörungen und ihre Ursachen

So vielfältig wie die Erscheinungsbilder einer Schlafstörung sind, so auch ihre möglichen Ursachen. Die Auslöser reichen von ungünstigen Schlafgewohnheiten bis hin zu ernsthaften psychischen oder organischen Krankheiten. Ihr Verständnis ist entscheidend für eine wirksame Behandlung.

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Letzte Änderung:

24.7.24

Das Wichtigste in Kürze
  • Für die Behandlung von Schlafstörungen ist die Kenntnis ihrer Ursache wichtig
  • Häufig liegt der Schlaflosigkeit eine psychische oder organische Erkrankung zugrunde
  • Auch ungünstige Schlafgewohnheiten spielen eine Rolle

Wie entstehen Schlafstörungen?

Im Schlaf regenerieren wir uns, verarbeiten die Geschehnisse des Vortages und laden unsere Kräfte für den nächsten Tag auf. Damit ist ein erholsamer Schlaf elementar für unsere psychische und physische Gesundheit. Leider schaffen wir es aber nicht immer, unsere gewünschte Menge an Schlaf einzuholen. Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Die Auslöser hierfür sind ganz unterschiedlich. Manchmal findet der Schlafmangel phasenweise statt, wie in den Wechseljahren oder in einem stressigen Lebensabschnitt. Es kann aber auch eine psychische oder organische Erkrankung zugrunde liegen.

Schlafstörungen sind weit verbreitet

Studien zufolge leiden zwischen 10 und 30% der Bevölkerung zeitweise und ca. 6% chronisch an einer Insomnie¹. Die Folgen schlafloser Nächte reichen von akuten Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen und Erschöpfung bis hin zu langfristigen Problemen des Stoffwechsels und Herz-Kreislaufsystems.

Für eine gezielte Behandlung ist es wichtig zu verstehen, wie die Schlaflosigkeit entstanden ist und ob sie in Verbindung mit weiteren psychischen oder körperlichen Beschwerden steht.

Primär Sekundär
Keine eindeutige organische oder psychiatrische zugrundeliegende Ursache Schlafstörung ist die Folge einer primären Erkrankung
Oft Resultat eines Teufelskreises schlechter Schlafgewohnheiten, erhöhter Anspannung und negativer Gedanken über den Schlaf Ursachen sind organische oder psychische Erkrankungen
Auch Medikation, Genussmittel wie Kaffee oder Drogen können ursächlich sein

Psychische Ursachen - Wenn unsere Psyche uns den Schlaf raubt

Bei einem Großteil psychischer Erkrankungen treten Probleme mit dem Schlaf auf, als Symptom oder als zusätzliche Diagnose: Depressionen, affektive Erkrankungen, Alkoholabhängigkeit, Schizophrenien, Demenzen³ - die Liste ist lang und macht deutlich, wie eng der Schlaf und die Psyche verbunden sind.

Doch es braucht nicht immer eine ausgereifte psychische Störung, um für unruhige Nächte zu sorgen. Alltägliche Sorgen, die wir über den Tag ausblenden können, können uns abends in einem Moment der Ruhe einholen. Dann springt der Kopf an und versucht all die Eindrücke des Tages zu verarbeiten, wobei Gedankenschleifen entstehen können, die uns wachhalten.

Schlafstörungen und Depressionen

Eine häufiger Auslöser für schlaflose Nächte sind Depressionen. Ihre Symptome wie ewiges Gedankenkreisen oder eine erhöhte Reizbarkeit erschweren es, am Abend zur Ruhe zu kommen. Untersuchungen im Schlaflabor haben gezeigt, dass der gesamte Schlafverlauf von depressiv Erkrankten gestört sein kann. Speziell zeichnete sich eine Verminderung der Tiefschlafphase ab⁴.

Typisch für Schlafprobleme im Rahmen einer Depression:

  • Schlaf besonders in den Morgenstunden gestört
  • Vermehrte Nickerchen am Tag, um den Schlafmangel auszugleichen
  • Schuldgefühle über das “Nicht-Funktionieren”

Schlafstörungen und Angststörungen

Bei einer Angststörung läuft die Beschäftigung mit den Ängsten zwanghaft und automatisiert ab. Darüber hinaus führen die Angstzustände zu einer dauerhaften Anspannung, die das Einschlafen erschwert.

In der Gruppe der Angsterkrankungen gibt es die Panikstörung, welche sich in plötzlichen Panikattacken, begleitet von starken körperlichen Symptomen und emotionalen Angstzuständen, ausdrückt. Wenn abends alle ablenkenden Reize wegfallen, steigt der Fokus auf die eigenen körperlichen Empfindungen. Eine starke Konzentration auf die Atmung oder den Herzschlag kann diese verstärken und im schlimmsten Fall sogar in einer Panikattacke münden.

Studie zu Schlafentzug und Ängstlichkeit

Ein Teufelskreis: Schlafentzug selbst kann wiederum eine erhöhte Ängstlichkeit auslösen. In einer Bildgebungsstudie (fMRT) wurde die Gehirnaktivität sowie die berichtete Angst von ausgeschlafenen und unausgeschlafenen Personen bei Vorlage eines emotional aufregenden Videos verglichen. Bei einer schlaflosen Nacht zeigte sich ein Anstieg des Angstniveaus um bis zu 30% und eine erhöhte Aktivität emotionaler Zentren im fMRT. Besonders der Tiefschlaf scheint hierbei das ausschlaggebende Element für die emotionale Stabilisierung zu sein⁵⁶.

Schlafstörungen und Stress

Stress ist ein echter Schlafkiller. So kommt es vor, dass wir gerade vor der wichtigen bevorstehenden Prüfung uns im Bett herumwälzen. Genauso kann auch positiver Stress, wie bei starker Aufregung vor einer Reise, uns eine schlaflose Nacht verschaffen.

Warum das so ist? Es kommt zu einer erhöhten physiologischen Aktivität, die durch unser autonomes Nervensystem gesteuert wird und nicht direkt beeinflussbar ist. Vermittelt wird sie durch Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin.

➩ Ihre Aktivität merkst Du an folgenden Anzeichen:

  • Dein Herz rast
  • Dein Blutdruck steigt
  • Deine Muskulatur ist angespannt

In einem derartigen Erregungszustand ist an Schlaf schwer zu denken. Tipp: Über  Entspannungsübungen kannst Du das autonome Nervensystem ein wenig herunterfahren.

Körperliche Ursachen von Schlafstörungen

Es gibt einige organische Krankheiten, die die Nerven, Herz- und Atemtätigkeit oder den Stoffwechsel beeinflussen und sich damit sich potenziell auf den Schlaf auswirken. Manche darunter senken die Schlafqualität und den anschließenden Erholungseffekt, wie die Schlafapnoe mir häufig unbemerkten Atemaussetzern im Schlaf. Chronische Schmerzen oder Blasenentzündungen sind dagegen Beispiele für Erkrankungen, die zum Aufwachen führen und teils durch das Erfordernis, aufzustehen, immer wieder die Nachtruhe unterbrechen.

Unter die organischen Gründe für einen schlechten Schlaf fallen unter anderem⁴:

Die Rolle unserer Hormone

Die körperlichen Ursachen einer Schlafstörung sind nicht immer krankhaft. Häufig stecken auch leichte Veränderungen im Hormonhaushalt dahinter. Schließlich haben Hormone eine wichtige Funktion für den Schlaf.

Wie Hormone unseren Schlaf steuern
  • Melatonin wird in der Zirbeldrüse gebildet und über Nervenbahnen mit dem Auge verbunden, wobei seine Bildung durch Lichtwahrnehmung gehemmt und durch Dämmerung oder Dunkelheit erhöht wird. Darum steigt das Hormon besonders abends und zu Beginn der Nacht an. Es steuert zusammen mit Serotonin, welches vor allem am Morgen gebildet, den Schlaf-Wachrhythmus.

  • Prolaktin wird in der Hypophyse produziert. Es steigt nächtlich an, fällt jedoch bei einer Ruhestörung auch schnell wieder ab. Die Qualität des Schlafes wird dadurch gemindert. Außerdem schüttet der Körper am Folgetag kompensatorisch Prolaktin aus, was sich negativ auf den Stoffwechsel auswirken kann⁷.

  • Das Stresshormon Cortisol wird bei Schlaflosigkeit vermehrt ausgeschüttet und kann das Einschlafen erschweren sowie die Schlafqualität verringern.

Im Verlauf des Lebens stellt sich der Hormonhaushalt um. Mit zunehmendem Alter und in den Wechseljahren wird weniger Melatonin gebildet, sodass das Einschlafen schwieriger fällt. Bei den Wechseljahren kommt hinzu, dass eine Abnahme von Östrogen Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen auslöst.

Schlaflos wegen Medikamenten und Drogen

Die verschiedenen Phasen unseres Schlafes werden über Nervensignale gesteuert. Nervengifte, wie Alkohol, Nikotin oder chemische Drogen, beeinträchtigen ihr komplexes Zusammenspiel und können dadurch unseren natürlichen Schlafrhythmus behindern.

Alkohol als Schlummertrunk?
  • So funktioniert das leider nicht. Sowohl starker Alkoholkonsum als auch sein Entzug kann den Schlaf beeinträchtigen. Und selbst in für unsere Gesellschaft üblicher Menge kann Alkohol Durchschlafstörungen hervorrufen, sobald die Alkoholwirkung in der Nacht nachlässt und eine körperliche Gegenregulation provoziert wird³.

  • Illegale Drogen, wie Speed oder Ecstasy, werden bewusst eingenommen, um die Nacht durchmachen zu können, können jedoch über den kurzfristigen Gebrauch hinaus schlaflose Nächte verursachen. Die Wirkungen und Nebenwirkungen solcher Genussmittel werden häufig gerne in Kauf genommen. Anders sieht es jedoch bei durch eine Erkrankung notwendige Medikamenten aus, die als unerwünschte Nebenwirkung den Schlaf stören.

Beispiele für solche Medikamente sind⁴:

  • Bluthochdruckmittel wie Betarezeptorenblocker und weitere Herz- und Kreislaufmedikamente
  • Hormonpräparate wie Schilddrüsenmedikamente
  • Medikamente gegen Atemwegserkrankungen
  • Antibiotika
  • Kortisonhaltige Medikamente
  • Schmerz- und Migränemittel
  • Koffeinhaltige Schmerz-, Husten- und Grippemittel
  • Manche Antihistaminika
  • Medikamente gegen ADHS

Besonders problematisch ist das bei Medikamenten zur Behandlung psychischer Störungen, wie bspw. Antidepressiva, die Depressionen behandeln sollen, aber selbst das depressive Symptom der Schlafstörung hervorrufen.

Antidepressiva mit Schlafproblemen als Nebenwirkung:

  • ältere Gruppe Antidepressiva (MAOI, z.B. Substanz Moclobemid)
  • Antidepressiva der zweiten Generation, die die Wiederaufnahme von Serotonin und/oder Noradrenalin hemmen (SSRI, z.B. Citalopram, SNRI, NaRI)

Die neueren Entwicklungen, wie SSRI und die zweite Generation der MAOI gelten jedoch als nebenwirkungsärmer⁸. Allgemein ist es wichtig, sich vor der Einnahme von einem Arzt ausgiebig beraten zu lassen und eine Abwägung von Vorteilen gegenüber möglichen Risiken vorzunehmen. Die Ärzte von helloeasy helfen Dir dabei, Dich richtig einzustellen und für Dich passende Medikamente zu finden.

Einflüsse der Umwelt und der Lebensumstände

Manchmal sind auch die äußeren Bedingungen Schuld. Ein schwerer Jetlag, Lärm von der Straße oder der Vollmond, der einem so hell ins Zimmer scheint. Solche Störfaktoren kennt wohl jeder und weiß, wie quälend das stundenlange Herumwälzen sein kann.

Auch vorübergehende Lebensumstände können die Schlafqualität massiv beeinflussen. Das Problem: Am schreienden Baby nachts ist genauso wie bei einer Schichtarbeit mittelfristig nichts zu ändern. Ist eine solche Belastungssituation gegeben, wird der unruhige Schlaf als eine normale Reaktion auf akuten Stress verstanden.

Normalerweise verschwinden diese Schlafprobleme von alleine, wenn der Stress abnimmt oder eine Gewöhnung an den Stress möglich ist. Gelingt über Monate hinweg keine Anpassung an den Stress, besteht die Gefahr, dass sich eine chronische Schlafstörung entwickelt.

Wie Schlafgewohnheiten unseren Schlaf beeinflussen

Über seine Schlafgewohnheiten macht man sich normalerweise nur dann Gedanken, wenn der Schlaf gestört ist. Während die einen nach dem Abendessen noch unbesorgt einen Espresso trinken, stellt für andere schon der Nachmittagstee eine Gefahr für den Schlaf dar. Wenn die Schlafqualität unzufriedenstellend ist, lohnt sich also ein Blick auf die eigenen Gewohnheiten: Finden neben dem Schlaf weitere Aktivitäten im Bett statt? Verändere ich andauernd meine Bett- und Aufstehzeiten? Power ich mich kurz vor dem Schlafengehen immer so richtig aus?

Obwohl solche schlechten Schlafgewohnheiten als vergleichsweise “harmlose” Ursache eines gestörten Schlafes erscheinen, können sie im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren zu einer primären Insomnie führen. Wenn beispielsweise bereits ein Gefühl von Angespanntheit vorliegt, kann durch ein ungünstiges Schlafverhalten der Schlaf ungewollt hinausgezögert werden und dadurch eine negative Gedankenspirale in Gang gesetzt werden. Daher ist es wichtig, die Regeln für einen guten Schlaf zu kennen und nach Möglichkeit in den Alltag zu integrieren.

Häufige Fragen

Psychische Ursachen wie Depressionen, Angststörungen und chronischer Stress sind häufige Auslöser für Schlafstörungen. Diese Störungen führen oft zu gedanklichen und emotionalen Belastungen, die das Ein- und Durchschlafen erschweren. Auch alltägliche Sorgen und Gedanken können abends das Einschlafen verhindern​​.

Körperliche Erkrankungen wie Herz- und Lungenerkrankungen, chronische Schmerzen, Magen-Darm-Probleme und hormonelle Störungen können Schlafstörungen verursachen. Schlafapnoe, eine Erkrankung mit wiederholten Atemaussetzern im Schlaf, ist ebenfalls ein häufiger Grund für Schlafprobleme​​.

Bestimmte Medikamente wie Betablocker, Antidepressiva und Schilddrüsenmedikamente können als Nebenwirkung Schlafstörungen verursachen. Auch der Missbrauch von Alkohol, Nikotin und illegalen Drogen kann den natürlichen Schlafrhythmus erheblich stören. Diese Substanzen beeinflussen die chemischen Prozesse im Gehirn und beeinträchtigen so den Schlaf​​.

Umweltfaktoren wie Lärm, Lichtverschmutzung und unregelmäßige Schlafzeiten können Schlafstörungen verursachen. Lebensumstände wie Schichtarbeit, Jetlag oder ein schreiendes Baby können ebenfalls den Schlaf erheblich stören. Solche Faktoren führen oft zu vorübergehenden, aber manchmal auch zu chronischen Schlafproblemen​.

Ungünstige Schlafgewohnheiten wie unregelmäßige Schlafzeiten, übermäßiger Konsum von Koffein oder intensive körperliche Aktivität kurz vor dem Schlafengehen können Schlafstörungen begünstigen. Diese Verhaltensweisen können den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stören und das Einschlafen erschweren. Eine Anpassung der Schlafgewohnheiten kann helfen, den Schlaf zu verbessern​.

Quellenangaben

¹https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/schlafstoerungen/insomnie

²Bonnet, M. H., Arand D. L. (2020). Evaluation and diagnosis of insomnia in adults (https://www.uptodate.com/contents/evaluation-and-diagnosis-of-insomnia-in-adults).

³Riemann, D., Voderholzer, U., & Berger, M. (2003). Nichterholsamer Schlaf und Insomnie. Der Nervenarzt, 74(5), 450-469.

⁴https://www.apotheken-umschau.de/Schlafstoerungen/Schlafstoerungen--Ursachen-Depressionen-und-andere-psychische-Ausloeser-55476_6.html

⁵Stangl, W. (2020). Stichwort: 'erlernte Schlaflosigkeit'. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.

⁶Ben Simon, Eti, Rossi, Aubrey, Harvey, Allison G. & Walker, Matthew P. (2019). Overanxious and underslept. Nature Human Behaviour, doi:10.1038/s41562-019-0754-8.

⁷https://www.aerzteblatt.de/archiv/1375/Neue-Erkenntnisse-der-Chronobiologie-Wie-Hormone-Schlaf-und-Stoffwechsel-regulieren

⁸Wittchen, H. U., & Hoyer, J. (2011). Klinische Psychologie & Psychotherapie (Vol. 1131). Heidelberg: Springer.