Diagnose und Untersuchung des Schlafes

Schlafstörungen haben viele Gesichter - und genauso viele Ursachen. Um der nächtlichen Quälerei ein Ende zu setzen, ist der Gang zum Arzt geraten. Mit Gesprächen, Fragebögen oder körperlichen Untersuchungen kann dem Ursprung der Schlafstörung auf den Grund gegangen werden.

*Rezeptpflichtige Arzneimittel erfordern eine ärztliche Verschreibung
Medizinisch geprüft durch
unser internes Medical Team

Letzte Änderung:

24.7.24

Das Wichtigste in Kürze
  • Die Diagnose von Schlafstörungen beginnt mit einem Arzt-Patienten-Gespräch, um die Symptome und deren Ursachen zu ermitteln.
  • Körperliche Untersuchungen und Fragebögen helfen, primäre von sekundären Schlafstörungen zu unterscheiden und die genaue Ursache festzustellen.
  • Zur weiteren Diagnostik können Schlaftagebücher, Bewegungsmessungen zu Hause und Untersuchungen im Schlaflabor eingesetzt werden.

Leitfrage bei der Diagnose: Liegt eine primäre oder sekundäre Schlafstörung vor?

Bei der Diagnostik von Schlafstörungen werden nicht nur die aktuellen Symptome erhoben, sondern auch ein Fokus auf die Untersuchung ihrer Ursachen gelegt. Denn für eine gezielte Behandlung ist es wichtig zu verstehen, wie die Schlafstörung entstanden ist. Eine Leitfrage bei der Diagnostik ist daher: Liegt eine primäre oder sekundäre Schlafstörung vor?

Primäre Schlafstörung Sekundäre Schlafstörung
Keine eindeutige organische oder psychische Ursache Organische oder psychische Ursache vermutet
Häufig wechselseitiges Verstärken von schlechten Schlafgewohnheiten, erhöhter Anspannung und negativen Gedanken über den Schlaf nsomnie als Folge einer körperlichen oder psychischen Erkrankung oder der Einnahme von Medikamenten, Drogen oder Alkohol

Arzt-Patienten-Gespräch

Das ärztliche Gespräch, auch als Anamnesegespräch bezeichnet, ist der erste Diagnoseschritt und gibt einen Überblick über die Vorgeschichte des Patienten und seine aktuelle Symptomatik. Es werden Informationen rund um den Schlaf erhoben: Symptome, ihr Beginn und ihre Dauer, ihr Schweregrad. Genauso werden Verhaltensweisen am Tag mit Bezug zum Schlaf abgefragt. Beispiele hierfür sind:

  • Schlafenszeiten
  • Wachphasen während der Nacht
  • Gewohnheiten und Rituale vor dem Schlafen
  • Essgewohnheiten
  • Tagesaktivitäten
  • Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden am Tag
  • Einnahme von Medikamenten
  • Kaffee- und Alkoholkonsum
Schlaftagebuch

Ein Schlaftagebuch erleichtert die Beobachtung und den Bericht des eigenen Schlafverhaltens. In dem täglichen Protokoll hältst du täglich Deine Schlaf- und Wachzeiten und weitere wichtige Eckdaten rund um den Schlaf fest.

Wenn regelmäßig das Bett mit einem Partner oder einer Partnerin geteilt wird, können auch seine Beobachtungen Aufschluss geben: zum Beispiel können besondere Bewegungen, Schnarchen oder Atemaussetzer während des Schlafes auffallen, die der oder die Schlafende nicht mitbekommt.

Außerdem werden weitere körperliche und psychische Krankheiten, die in Zusammenhang mit der Schlafstörung stören könnten, abgefragt. Bei Verdacht auf eine körperliche Ursache bleibt es dann nicht bei der mündlichen Befragung, sondern es wird auch eine körperliche Untersuchung durchgeführt.

Körperliche Untersuchung

Auch eine körperliche Untersuchung gehört zum Diagnoseprozess von Schlafstörungen: Organische Erkrankungen müssen als Ursache der Schlafprobleme ausgeschlossen werden. In einer Reihe von Messungen wird nach eventuell noch unbekannten Störungen geschaut.

Beispiele für körperliche Erkrankungen als Ursache für Schlafstörungen:

  • Bluthochdruck
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Gefäßverkalkung
  • Atemwegsbeschwerden
  • Magenleiden.
  • Funktionsstörungen der Nieren oder Leber

Hierfür werden zum Beispiel Untersuchungen mit dem Elektokardiogramm oder Ultraschall durchgeführt.¹ Für solche speziellen Untersuchungen hat der Hausarzt nicht die Expertise und notwendigen Apparate. Dann muss eine Überweisung an andere Fachärzte stattfinden:

  • Schlafmediziner
  • Psychotherapeut/Psychiater
  • Hals-Nasen-Ohren-Arzt
  • Zahnarzt mit schlafmedizinischer Ausbildung oder Kieferorthopäde
  • Facharzt für die Lunge
  • Internist
  • Endokrinologe (Spezialist für Hormone)
  • Neurologe

Fragebögen und Tests

Fragebögen werden häufig zur Erhebung der Schlafproblematik eingesetzt. Hier hat der oder die Betroffene die Gelegenheit, in Ruhe Angaben zu machen. Außerdem sind Fragebögen ein Ansatz, das Ausmaß der Beschwerden objektiv einzuschätzen und sie bestimmten Störungsbildern zuzuordnen.

Neben solchen Selbstberichtsverfahren können auch objektive Tests zum Einsatz kommen. Es gibt eine Reihe an Testinstrumenten zur Leistungsdiagnostik, die bei der Diagnose einer übermäßigen Tagesschläfrigkeit eingesetzt werden. Gemessen werden dabei zum Beispiel die Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Informationsverarbeitung und Gedächtnisfunktionen⁴.

Screening von zuhause aus

Selbstberichte, wie im Fragebogen oder Interview, geben Aufschluss über den empfundenen Leidensdruck sowie Schlafqualität und - Menge. Auch wenn diese Einschätzungen sehr wichtig für die Einordnung von Schlafstörungen sind, ist manchmal geraten, das Bild durch objektive Maße zu komplettieren. Hierfür muss der Weg nicht immer direkt ins Schlaflabor führen. Der erste Schritt ist meist, den Schlaf im heimischen Bett zu untersuchen. In diesem kann von einem natürlichen und unverfälschten Schlafverhalten ausgegangen werden. Medizinische Apparate, die nachts getragen werden, erlauben auffälliges Schlafverhalten objektiv zu erfassen.

Bewegungsmessung mit dem Aktometer

Das Messgerät zeichnet die Bewegungsaktivität auf. Man kann es wie eine Armbanduhr am Handgelenk befestigen oder am Knöchel tragen. Es zeichnet ununterbrochen die Bewegungen im Schlaf- und Wachzustand auf und wird meist über mind. zwei Wochen getragen. Damit können Aussagen über die Dauer und Regelmäßigkeit des Schlafes getroffen werden. Außerdem erlaubt die Aufzeichnung Rückschlüsse auf den Verlauf der Schlafepisoden. Später werden die Daten über einen Computer ausgewertet.

Atemstillstand-Screening in der Polygraphie

Bei Verdacht auf eine nächtliche Atemstörung (Schlaf-Apnoe) wird ein Apnoe-Screening unternommen. Der kleine Apparat wird per Gurt auf der Brust befestigt. Erfasst wird die Atmung durch Mund und Nase sowie die Beteiligung von Brust und Bauch. Darüber misst es auch die Sauerstoffsättigung im Blut und die Herzaktivität.

Das Schlaflabor

Wenn in der körperlichen Untersuchung und im Gespräch kein Auslöser identifiziert wird, kann ein Besuch im Schlaflabor weiterhelfen. Es ermöglicht detaillierte Untersuchungen bezüglich der Schlafstruktur und Schlafstadien, nächtlicher Bewegungen und Atmung⁵. Auch Tag-Schlaftest-Untersuchungen können durchgeführt werden. Auf Basis dieser Daten kann eine genaue Diagnose stattfinden.

Bei Hypersomnien, Parasomnien und dem Verdacht auf schlafbezogene Bewegungsstörungen werden zusätzlich Videoaufnahmen vom Schlaf empfohlen⁴.

Häufige Fragen zum Schlaflabor

Häufige Fragen

Die Diagnose beginnt mit einem Arzt-Patienten-Gespräch, in dem Symptome, Schlafgewohnheiten und gesundheitliche Vorgeschichte besprochen werden. Weitere Schritte umfassen Schlaftagebücher, körperliche Untersuchungen und eventuell Überweisungen an Spezialisten. Fragebögen und Tests können zusätzliche Informationen liefern​.

Ein Schlaftagebuch hilft, Schlafmuster und -probleme systematisch zu dokumentieren. Es erfasst Schlaf- und Wachzeiten sowie relevante Faktoren wie Ernährung und Tagesaktivitäten. Dies unterstützt den Arzt bei der Analyse und Behandlung der Schlafstörung​.

Bei Verdacht auf Schlafapnoe wird oft ein Atemstillstand-Screening mit einem Polygraphiegerät durchgeführt. Dieses misst Atemfluss, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung im Blut während des Schlafes. Bei Bedarf kann eine detaillierte Untersuchung im Schlaflabor folgen​​.

Je nach vermuteter Ursache können verschiedene Spezialisten einbezogen werden, darunter Schlafmediziner, Psychotherapeuten, HNO-Ärzte, Lungenfachärzte und Endokrinologen. Diese Ärzte führen spezifische Untersuchungen durch, um organische oder psychische Ursachen der Schlafstörung zu identifizieren​​.

Ein Besuch im Schlaflabor ist ratsam, wenn nach der Erstdiagnose durch den Hausarzt keine klare Ursache gefunden wird oder komplexere Schlafstörungen vermutet werden. Im Schlaflabor werden detaillierte Untersuchungen durchgeführt, um den Schlafverlauf und mögliche Störungen genau zu analysieren.

Quellenangaben

¹https://www.apotheken-umschau.de/Schlafstoerungen/Schlafstoerungen--Diagnose-Den-Schlafstoerern-auf-der-Spur-55476_3.html.

²Müller, T., Fulda, S., Eger, A., Wehrl, R., Liendl, S., Croenlein, T., ... & Geissler, P. (2000). Epworth Schläfrigkeitsskala–Deutsche Version. Verfügbar als PDF-Datei im Internet: http://www. unimarburg. de/sleep/dgsm/fachinfo/ess. Pdf.

³Cronlein T, Langguth B, Popp R, Lukesch H, Pieh C, Hajak G, Geisler P (2013) Regensburg Insomnia Scale (RIS): a new short rating scale for the assessment of psychological symptoms and sleep in insomnia; Study design: development and validation of a new short self-rating scale in a sample of 218 patients suffering from insomnia and 94 healthy controls. Health Qual Life Outcomes 11:65

⁴S3-Leitlinie: Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen (2009). Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)

⁵https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/schlafstoerungen/diagnostik/