Das CBD:THC-Verhältnis zeigt, wie viel CBD im Vergleich zu THC in einem Cannabis-Produkt steckt. Es kann dabei helfen, grob einzuschätzen, wie das Produkt wirkt – sagt aber nichts über die tatsächliche Dosierung oder Wirkung aus. Wie Cannabis wirkt, hängt vielmehr von unterschiedlichen Faktoren ab, wie der THC- und CBD-Dosis, der Konsumform, der aktuellen psychischen Verfassung und der individuellen Toleranz.
THC und CBD entfalten ihre Wirkung über das körpereigene Endocannabinoid-System (ECS). Die Rezeptoren dieses Systems befinden sich auf verschiedenen Zelltypen im gesamten Organismus.
THC bindet bevorzugt an die Cannabinoid-Rezeptoren 1 (CB1), die vor allem im zentralen Nervensystem – insbesondere im Gehirn – lokalisiert sind. Durch diese Bindung entfaltet THC seine psychoaktive Wirkung, die unter anderem mit Euphorie, veränderter Wahrnehmung oder Appetitsteigerung einhergehen kann.
CBD zeigt eine deutlich geringere Bindung zu den CB1-Rezeptoren und ruft daher keine berauschende Wirkung hervor. Stattdessen beeinflusst es vorwiegend CB2-Rezeptoren, die vor allem auf Immunzellen vorkommen. Darüber hinaus kann CBD mit weiteren Rezeptorsystemen interagieren – beispielsweise mit bestimmten Serotonin-Rezeptoren (5-HT1A) – was möglicherweise zu seinen angstlösenden Effekten beiträgt.
Das Verhältnis zwischen CBD und THC beschreibt, wie viel CBD im Vergleich zu THC in einer bestimmten Menge in einem Cannabis-Produkt enthalten ist. Ein Verhältnis von 1:1 bedeutet beispielsweise, dass CBD und THC in gleichen Anteilen vorliegen. Über die Höhe der THC- und CBD-Dosis sagt es jedoch nichts aus. Deshalb ist die Angabe auch nur ein Orientierungspunkt, um die Wirkung einer Cannabis-Sorte oder eines Produkts grob einzuschätzen.
Die gängigsten CBD:THC-Verhältnisse sind:
Obwohl das CBD:THC-Verhältnis ein grober Orientierungspunkt ist, sind weitere Faktoren wesentlich entscheidender für die tatsächliche Wirkung eines Cannabis-Produkts:
Lange Zeit wurde vermutet, dass CBD die psychoaktiven Effekte von THC abschwächen kann. Neuere Untersuchungen zeichnen jedoch ein differenzierteres Bild: Der Einfluss von CBD auf die THC-Wirkung scheint von Dosis, Verabreichungsform und individuellen Faktoren abzuhängen. In einigen Studien zeigte CBD keine signifikanten Effekte auf die Wirkung von THC, in anderen hingegen eine abschwächende oder sogar verstärkende Wirkung.
In 2022 wurden die Ergebnisse einer Studie mit 46 gelegentlichen Cannabiskonsument:innen veröffentlicht. Die Teilnehmenden erhielten 10 mg THC in Kombination mit 0, 10, 20 oder 30 mg CBD. Dabei zeigte sich, dass CBD die typischen THC-Wirkungen – etwa Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses und euphorische Zustände – nicht signifikant veränderte. Auch Wahrnehmung, Wohlbefinden oder Denkfähigkeit wurden durch die CBD-Zugabe nicht beeinflusst.2
Es ist jedoch zu beachten, dass in dieser Studie stets die gleiche THC-Dosis verabreicht wurde. Ob sich bei höheren THC-Mengen oder bei anderen Applikationsformen ein anderer Effekt zeigt, bleibt offen. Weitere, größere Studien sind nötig, um die komplexe Interaktion zwischen THC und CBD besser zu verstehen.
Ein Forscherteam hat sich im Juni 2022 angesehen, welche Sorten von Cannabis-Blüten für die Freizeit- und medizinische Nutzung in US-Dispensaries (Apotheken und Shops) erhältlich sind. Dabei haben sie die Daten von 8.500 Produkten aus neun Bundesstaaten ausgewertet, insbesondere mit Blick auf den Gehalt und das Verhältnis von THC und CBD.
Im Ergebnis heißt es, dass die THC-Wirkung bei einem CBD:THC-Verhältnis von 1:1 oder niedriger verstärkt wurde, das heißt:
In diesen Verhältnissen scheint CBD nicht dämpfend, sondern eher verstärkend zu wirken. Das bedeutet, die berauschende Wirkung von THC wird intensiver wahrgenommen, wenn nur wenig CBD vorhanden ist oder das Verhältnis relativ ausgeglichen ist.
Erst bei Verhältnissen von:
Zu diesen CBD:THC-Verhältnissen wird jedoch auch ausgeführt, dass solch hohe CBD-Verhältnisse selten verfügbar sind.3
Die Auswahl einer passenden Cannabis-Sorte für medizinische Zwecke sollte immer gemeinsam mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen. Dabei geht es vor allem darum, die richtige Mischung aus Wirkung und Verträglichkeit zu finden.
Hier sind die wichtigsten Schritte:
Das Ziel ist, eine Sorte zu finden, die gut wirkt, möglichst wenige Nebenwirkungen hat und zu den persönlichen Bedürfnissen passt.
Das CBD:THC-Verhältnis gibt an, wie viele Anteile CBD im Vergleich zu THC in einem Cannabis-Produkt enthalten ist und kann eine grobe Einschätzung zur möglichen Wirkung geben.
Für medizinische Zwecke eignen sich meist CBD-dominante Verhältnisse wie 20:1 oder 10:1, da sie kaum psychoaktiv wirken. Ein 1:1-Verhältnis mit einer niedrigen THC-Dosis wird ebenfalls häufig genutzt, da es eine ausgewogene Wirkung mit guter Verträglichkeit bietet. Allerdings ist das Verhältnis auch immer von der Indikation abhängig.
Ob CBD die THC-Wirkung abmildern kann, ist nicht bewiesen. Neue Studien geben Hinweise darauf, dass dieser Effekt möglicherweise nur dann eintritt, wenn die CBD-Dosis um ein Vielfaches höher ist als die THC-Dosis. Andernfalls könnte CBD sogar die THC-Wirkung verstärken.
Für Einsteiger:innen eignen sich Sorten, die eine niedrige THC-Dosis enthalten. Hohe THC-Dosen können das Risiko für unangenehme Nebenwirkungen erhöhen.
CBD-dominante Sorten enthalten mehr CBD als THC und THC-dominante Sorten mehr THC als CBD. Dabei können THC-dominante Sorten eine stärkere psychoaktive Wirkung haben.
Ja, es gibt Cannabis-Sorten mit einem ausgewogenen CBD:THC-Verhältnis, wie zum Beispiel die Sorten Cannatonic oder Pennywise. Sie sind besonders bei medizinischen Nutzer:innen beliebt, weil sie eine ausgewogene Wirkung von CBD und THC bieten.