Cannabis-Terpene: Pflanzliche Helfer in der medizinischen Therapie

Arten und Nutzen der aromatischen Verbindungen 

Wusstest Du, dass Cannabis mehr als 500 verschiedene Inhaltsstoffe enthält? Dazu gehören neben den Cannabinoiden, die als Wirkstoffe in medizinischem Cannabis bekannt sind (z. B. THC und CBD), auch Terpene. Sie bestimmen nicht nur den Geruch und das Aroma einzelner Sorten, sondern könnten auch die therapeutische Wirkung beeinflussen.

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Letzte Änderung:

14.8.2025

Das Wichtigste in Kürze
  • Terpene in medizinischem Cannabis könnten die therapeutische Wirksamkeit von Cannabinoiden wie THC und CBD beeinflussen.
  • Der noch zu erforschende Entourage-Effekt beschreibt, dass Terpene und Cannabinoide gemeinsam eine stärkere Wirkung entfalten könnten als einzeln.
  • Erste Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Terpene entzündungshemmend, schmerzlindernd oder angstlösend wirken könnten.

Terpene – mehr als nur Aromastoffe in medizinischem Cannabis

Cannabis gehört zur Familie der Hanfgewächse und wird seit Jahrhunderten als Heilpflanze genutzt. Die Pflanze enthält mehr als 500 Substanzen, darunter auch natürliche Verbindungen wie Terpene, die für den charakteristischen Geruch von Cannabis verantwortlich sind. Es sind über 200 verschiedene Terpene bekannt und jede Cannabis-Sorte besitzt ihr eigenes Terpen-Profil.1

Dank der Forschung rund um die Wirkstoffe in medizinischem Cannabis rückt das therapeutische Potenzial von Terpenen zunehmend in den Fokus. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen sind jedoch erforderlich, um die genauen Mechanismen und Wirkweisen besser zu verstehen. Es wird diskutiert, dass Terpene die Wirksamkeit von Cannabinoiden wie THC und CBD verstärken könnten – dieser sogenannte „Entourage-Effekt“ ist jedoch noch nicht vollständig wissenschaftlich belegt.2

Was ist der Entourage-Effekt?

Beim Entourage-Effekt geht es um Stoffe, die in der Umgebung eines anderen Stoffs zu finden sind und miteinander interagieren können. Bezogen auf medizinisches Cannabis beschreibt er also, dass die verschiedenen Wirkstoffe – wie Cannabinoide und Terpene – zusammen eine stärkere Wirkung haben können als einzeln. Dadurch könnten auch mögliche Nebenwirkungen von medizinischen Cannabis seltener auftreten.3

Terpene und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper

Die Forschung über Terpene steckt noch in den Anfängen. Erste Studien deuten darauf hin, dass sie bestimmte Eigenschaften auf den Körper haben könnten. Unter anderem wurden folgende Terpene, unabhängig von medizinischem Cannabis, untersucht:

Terpen Vorkommen Potenzielle Wirkung
Myrcen Basilikum, Petersilie, Mango, Zitronengras Schmerzlindernd, Entzündungshemmend, Muskelentspannend, Schlaffördernd
Limonen Zitrusfrüchte Schmerzlindernd, Antidepressiv, Entzündungshemmend, Angstlösend, Muskelentspannend
Pinen Basilikum, Petersilie, Waldkiefer Schmerzlindernd, Entzündungshemmend
Linalool Blumen, z. B. Lavendel, Koriander, Zitrusfrüchte Schmerzlindernd, Entzündungshemmend, Beruhigend
Beta-Caryophyllen Zimt, Schwarzer Pfeffer, Gewürznelken Schmerzlindernd, Entzündungshemmend, Angstlösend, Antidepressiv
Nerolidol Lavendel, Ingwer, Zitronengras Entzündungshemmend, Schmerzlindernd

Da die Studienlage zur Wirkung von Terpenen noch begrenzt ist, sollte eine Behandlung mit medizinischem Cannabis immer in Absprache mit einem Arzt / einer Ärztin erfolgen, um das Risiko für Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu minimieren. Weitere Forschung, besonders in Bezug auf Cannabis-Terpene, ist notwendig, um verlässliche Aussagen über die mögliche therapeutische Wirksamkeit treffen zu können.

Zusammenfassung 

Cannabis enthält neben Cannabinoiden wie THC und CBD auch Terpene, die für den Geruch verantwortlich sind und möglicherweise die therapeutische Wirkung beeinflussen. Über 200 Terpene sind bekannt, ihre genaue Wirkweise wird noch erforscht. Erste Studien zeigen, dass einige Terpene entzündungshemmende, schmerzlindernde oder angstlösende Eigenschaften besitzen. Da die Forschung hierzu jedoch noch in den Anfängen steckt, sollte eine Behandlung mit medizinischem Cannabis nur in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen.

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Häufige Fragen

Die folgenden Terpene kommen in Cannabis häufig vor: Myrcen, Limonen, Pinen und Linalool. Sie können alle potenziell schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken.

Terpene sind natürliche Verbindungen, die von vielen Pflanzen produziert werden. Sie erfüllen eine Vielzahl an Funktionen, darunter: 

  • Schutz vor Fressfeinden und Schädlingen – viele Terpene wirken als natürliche Abwehrstoffe gegen Insekten, Pilze und Bakterien.
  • Anlocken von Bestäubern – aromatische Verbindungen helfen, Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge anzulocken.
  • Schutz vor Umweltstress – Terpene können Pflanzen vor UV-Strahlung, hohen Temperaturen und anderen Umweltfaktoren schützen.
  • Kommunikation mit anderen Pflanzen – einige Terpene dienen als Signalstoffe, um benachbarte Pflanzen vor Gefahren wie Schädlingsbefall zu warnen.

Terpene haben je nach Verbindung ein unterschiedliches Geschmacks- und Aromaprofil:  

  • Myrcen: erdig 
  • Limonen: zitrusartig 
  • Pinen: kiefernartig 
  • Linalool: blumig 
  • Beta-Caryophyllen: pfeffrig-würzig 
  • Nerolidol: fruchtig

Terpene haben nur selten Nebenwirkungen. Allerdings kann ein übermäßiger Gebrauch zu allergischen Reaktionen oder zu Überempfindlichkeit führen, vor allem bei einer Unverträglichkeit gegenüber Duftstoffen.19 

Ja, Terpene findest Du in vielen anderen Produkten:

  • Ätherische Öle
  • Früchte und Gemüse
  • Gewürze und Kräuter
  • Parfüms und Kosmetika
  • Reinigungsmittel
  • Insektenschutzmittel

Die Forschung über Terpene steckt noch in den Anfängen. Erste Studien deuten darauf hin, dass sie therapeutische Effekte auf den Körper haben könnten, z. B.: 

  • Myrcen: schmerzlindernd, entzündungshemmend, schlaffördernd
  • Limonen: entzündungshemmend, angstlösend, muskelentspannend
  • Pinen: schmerzlindernd, entzündungshemmend
  • Linalool: schmerzlindernd, beruhigend 

Da die Studienlage jedoch noch so begrenzt ist, sollte eine Behandlung immer in Absprache mit einem Arzt / einer Ärztin erfolgen, um das Risiko für Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu minimieren.

Quellenangaben

  1. Hoch E., Friemel C. M., Schneider M. (Hrsg.) (2019). Cannabis: Potenzial und Risiko. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme. 
  2. Ferber, S. G., Namdar, D., Hen-Shoval, D., Eger, G., Koltai, H., Shoval, G., Shbiro, L., & Weller, A. (2020). The "Entourage Effect": Terpenes Coupled with Cannabinoids for the Treatment of Mood Disorders and Anxiety Disorders. Current neuropharmacology, 18(2), 87–96. https://doi.org/10.2174/1570159X17666190903103923
  3. Baron, E. P., Lucas, P., Eades, J., & Hogue, O. (2018). Patterns of medicinal cannabis use, strain analysis, and substitution effect among patients with migraine, headache, arthritis, and chronic pain in a medicinal cannabis cohort. The journal of headache and pain, 19(1), 37. https://doi.org/10.1186/s10194-018-0862-2
  4. Rao, V. S., Menezes, A. M., & Viana, G. S. (1990). Effect of myrcene on nociception in mice. The Journal of pharmacy and pharmacology, 42(12), 877–878. https://doi.org/10.1111/j.2042-7158.1990.tb07046.x
  5. Lorenzetti, B. B., Souza, G. E., Sarti, S. J., Santos Filho, D., & Ferreira, S. H. (1991). Myrcene mimics the peripheral analgesic activity of lemongrass tea. Journal of ethnopharmacology, 34(1), 43–48. https://doi.org/10.1016/0378-8741(91)90187-i
  6. do Vale, T. G., Furtado, E. C., Santos, J. G., Jr, & Viana, G. S. (2002). Central effects of citral, myrcene and limonene, constituents of essential oil chemotypes from Lippia alba (Mill.) n.e. Brown. Phytomedicine : international journal of phytotherapy and phytopharmacology, 9(8), 709–714. https://doi.org/10.1078/094471102321621304
  7. Piccinelli, A. C., Santos, J. A., Konkiewitz, E. C., Oesterreich, S. A., Formagio, A. S., Croda, J., Ziff, E. B., & Kassuya, C. A. (2015). Antihyperalgesic and antidepressive actions of (R)-(+)-limonene, α-phellandrene, and essential oil from Schinus terebinthifolius fruits in a neuropathic pain model. Nutritional neuroscience, 18(5), 217–224. https://doi.org/10.1179/1476830514Y.0000000119
  8. Hirota, R., Roger, N. N., Nakamura, H., Song, H. S., Sawamura, M., & Suganuma, N. (2010). Anti-inflammatory effects of limonene from yuzu (Citrus junos Tanaka) essential oil on eosinophils. Journal of food science, 75(3), H87–H92. https://doi.org/10.1111/j.1750-3841.2010.01541.x
  9. de Almeida, A. A., Costa, J. P., de Carvalho, R. B., de Sousa, D. P., & de Freitas, R. M. (2012). Evaluation of acute toxicity of a natural compound (+)-limonene epoxide and its anxiolytic-like action. Brain research, 1448, 56–62. https://doi.org/10.1016/j.brainres.2012.01.070
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  13. Peana, A. T., D'Aquila, P. S., Panin, F., Serra, G., Pippia, P., & Moretti, M. D. (2002). Anti-inflammatory activity of linalool and linalyl acetate constituents of essential oils. Phytomedicine : international journal of phytotherapy and phytopharmacology, 9(8), 721–726. https://doi.org/10.1078/094471102321621322
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  16. Passos, G. F., Fernandes, E. S., da Cunha, F. M., Ferreira, J., Pianowski, L. F., Campos, M. M., & Calixto, J. B. (2007). Anti-inflammatory and anti-allergic properties of the essential oil and active compounds from Cordia verbenacea. Journal of ethnopharmacology, 110(2), 323–333. https://doi.org/10.1016/j.jep.2006.09.032
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  19. Matura, M., Sköld, M., Börje, A., Andersen, K. E., Bruze, M., Frosch, P., Goossens, A., Johansen, J. D., Svedman, C., White, I. R. & Karlberg, A. (2005). Selected oxidized fragrance terpenes are common contact allergens. Contact Dermatitis, 52(6), 320–328. https://doi.org/10.1111/j.0105-1873.2005.00605