Synthetische Cannabinoide sind künstlich hergestellte Substanzen, die deutlich stärker und gefährlicher wirken können als natürliches THC. Sie verursachen teils schwerwiegende körperliche und psychische Nebenwirkungen und sind schwer nachweisbar. Seit dem 1. April 2024 sind sie in Deutschland vollständig verboten – mit Ausnahme ihres gezielten Einsatzes in der Forschung.
Synthetische Cannabinoide (auch Cannabinoidmimetika genannt) sind chemisch hergestellte Wirkstoffe, die gezielt entwickelt wurden, um die Effekte von Cannabis – insbesondere von Tetrahydrocannabinol (THC) – nachzuahmen. Sie binden wie THC an die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren im menschlichen Körper und beeinflussen dadurch Prozesse, wie zum Beispiel Wahrnehmung, Stimmung oder das Schmerzempfinden.
Die Entwicklung synthetischer Cannabinoide begann in den 1960er-Jahren, als es Forschenden erstmals gelang, die chemische Struktur von THC zu entschlüsseln. Auch heute noch werden sie in der medizinischen und pharmakologischen Forschung eingesetzt, um die Wirkung von Cannabinoiden auf Zellen, Gewebe und Organsysteme besser zu untersuchen.
In späteren Jahren verbreiteten sich synthetische Cannabinoide zunehmend außerhalb regulierter Kontexte. Immer mehr dieser Substanzen wurden von Hersteller:innen außerhalb der Forschung produziert und fanden ihren Weg in den Freizeitkonsum.
Ein bekanntes Beispiel ist das Produkt Spice, das in Deutschland ab etwa 2008 Aufmerksamkeit erregte. Dabei handelte es sich um eine scheinbar harmlose „Kräutermischung“, die in Headshops und über das Internet verkauft wurde. Die Verpackung ließ vermuten, dass es sich um ein pflanzliches Räucherprodukt handelte. Allerdings lösten die vermeintlich harmlosen Kräuter intensive Rauscherlebnisse aus, die denen von Cannabis sehr ähnlich waren, teils sogar deutlich stärker.
Später zeigten wissenschaftliche Analysen, dass die Wirkung nicht von den Kräutern selbst ausging, sondern von aufgesprühten synthetischen Cannabinoiden, die ursprünglich nicht für den menschlichen Konsum gedacht waren. Diese chemischen Wirkstoffe waren wesentlich potenter als natürliches THC und hatten ein unkalkulierbares Risikoprofil. Häufig berichtete Nebenwirkungen waren Angstzustände, Kreislaufprobleme und psychotische Episoden.
Als Reaktion wurden die enthaltenen Wirkstoffe 2009 in Deutschland verboten. Doch das Problem blieb: Immer wieder tauchten leicht veränderte Varianten auf, die bestehende Gesetze umgingen – eine große Herausforderung für Gesetzgebung und Gesundheitsbehörden.
In der Forschung werden synthetische Cannabinoide gezielt eingesetzt, um die komplexen Wirkmechanismen im menschlichen Körper besser zu verstehen und um neue Therapieansätze für verschiedene Beschwerden und Krankheiten zu entwickeln.
Im Gegensatz zu natürlichen Cannabinoiden wie THC oder CBD, die auf viele Prozesse gleichzeitig wirken, lassen sich synthetische Cannabinoide so modifizieren, dass sie:
Beispiele für synthetische Cannabinoide in der Forschung sind:
In der Forschung werden synthetische Cannabinoide streng kontrolliert, gezielt dosiert und dienen ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken.
Auf dem Schwarzmarkt kursieren zahlreiche Varianten synthetischer Cannabinoide, die zu den sogenannten „Neuen psychoaktiven Substanzen“ (NPS) zählen. Immer wieder entstehen leicht abgeänderte Verbindungen, um gesetzliche Regelungen zu umgehen.
Frühere Spice-Produkte enthielten Substanzen wie JWH-018, HU-210 oder CP 47,497. Als diese Wirkstoffe verboten wurden, tauchten neue Varianten auf. Heute dominieren potenter wirkende Stoffe wie AB-FUBINACA, 5F-ADB oder 4F-MDMB-BINACA.
Laut der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) sind synthetische Cannabinoide die größte Gruppe von NPS in Europa. Bis 2023 wurden insgesamt 247 verschiedene synthetische Cannabinoide erfasst. Hierzu hat die European Union Drugs Agency (EUDA) eine Übersicht erstellt.
Synthetische Cannabinoide werden meistens nicht pur verkauft, sondern in bestimmten Zubereitungen angeboten, um harmloser zu wirken oder um Tests zu umgehen.
Es ist fast nie klar, welche Substanz enthalten ist. Nicht selten werden mehrere synthetische Cannabinoide gemischt. Zudem kann auf den Produktetiketten (falls überhaupt vorhanden) etwas völlig anderes stehen, als tatsächlich enthalten ist.
Synthetische Cannabinoide gehören zu den gefährlichsten Substanzen auf dem Schwarzmarkt. Obwohl sie in ihrer chemischen Struktur das natürliche THC aus der Cannabis-Pflanze nachahmen, entfalten sie eine deutlich stärkere und unkontrollierbare Wirkung. Das Risiko schwerer körperlicher und psychischer Nebenwirkungen ist um ein Vielfaches höher als bei klassischem Cannabis.
Die unmittelbaren Wirkungen treten meist innerhalb weniger Minuten nach dem Konsum auf und können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein.2, 3
Körperliche Symptome:
Psychische Symptome:
Da synthetische Cannabinoide in der Regel in nicht standardisierter Form vorliegen, ist die Dosierung kaum kontrollierbar. Hier besteht die Gefahr einer Überdosierung. Schon geringfügig höhere Mengen können toxisch wirken. Hinzu kommt, dass meist nicht bekannt ist, um welche Substanz(en) es sich handelt. Kommt es zu Komplikationen oder Vergiftungen, besteht unter Umständen sogar Lebensgefahr. Immer wieder werden Todesfälle mit dem Konsum von synthetischen Cannabinoiden in Verbindung gebracht.4
Über die Langzeitwirkungen synthetischer Cannabinoide gibt es wenig Forschung, weil sich die chemischen Strukturen ständig ändern. Trotzdem gibt es Hinweise auf ernsthafte Folgeschäden.5
Mögliche psychische Langzeitfolgen:
Mögliche körperliche Langzeitfolgen:
Synthetische Cannabinoide lassen sich nicht so einfach nachweisen wie natürliche Cannabinoide. Herkömmliche Drogentests, wie zum Beispiel bei Verkehrskontrollen, sind auf den Nachweis von THC und seinen Abbauprodukten spezialisiert. Synthetische Cannabinoide haben jedoch eine andere chemische Struktur, sodass sie in solchen Standardtests nicht erkannt werden.
Es gibt hunderte verschiedene synthetische Cannabinoide. Diese verändern sich ständig, weil immer wieder neue Varianten entwickelt werden. Jeder Stoff hat einen anderen chemischen Fingerabdruck. Problematisch ist außerdem, dass völlig unklar ist, wie lange synthetische Cannabinoide im Körper verbleiben.
Damit sie erkannt werden, braucht man spezielle Labortests. Solche Tests sind aufwändig und teuer und werden nur in besonderen Fällen durchgeführt, wie etwa im Krankenhaus, nach einer Vergiftung oder bei forensischen Untersuchungen.
Es ist schwierig, synthetische Cannabinoide eindeutig zu erkennen, aber es gibt einige Anzeichen, auf die man achten kann:
Synthetische Cannabinoide sind chemisch hergestellte Substanzen, die die Wirkung von natürlichem THC nachahmen. Sie binden an die gleichen Rezeptoren im Körper, wirken aber deutlich stärker und unkontrollierter.
Synthetische Cannabinoide beeinflussen die Wahrnehmung, Stimmung und verschiedene Körperfunktionen ähnlich wie THC. Sie haben aber in der Regel eine wesentlich stärkere und unkontrollierbare Wirkung. Im Gegensatz zu natürlichem Cannabis können sie lebensgefährliche Nebenwirkungen auslösen.
Synthetische Cannabinoide gelten als hoch riskant, da sie Kreislaufprobleme, Krampfanfälle, Psychosen oder sogar Bewusstlosigkeit auslösen können. Schon kleine Mengen können zu schweren körperlichen und psychischen Reaktionen führen.
Verdächtige Produkte haben häufig eine unnatürlich gleichmäßige Farbe, chemischen Geruch oder auffällige Verpackungen ohne klare Inhaltsangaben. Auch sehr günstige Preise oder neue, unbekannte Sorten können ein Hinweis sein.
Die Nachweisbarkeit ist schwer einzuschätzen, da es hunderte verschiedene Substanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften gibt. Standard-Drogentests erkennen sie nicht. Spezielle Labortests sind aufwändig und werden nur in Ausnahmefällen durchgeführt.
Seit dem 1. April 2024 sind alle synthetischen Cannabinoide in Deutschland gesetzlich verboten, unabhängig von ihrer genauen chemischen Struktur. Nur in der Forschung dürfen sie unter strengen Bedingungen weiterhin eingesetzt werden.