Nahaufnahme grüner Hanfblätter – Symbolbild für synthetische Cannabinoide im Vergleich zur natürlichen Cannabispflanze

Synthetische Cannabinoide in der Medizin und auf dem Schwarzmarkt

Anwendungsgebiete in der Forschung und Gefährlichkeit von illegalen Produkten

Synthetische Cannabinoide sind künstlich hergestellte Substanzen, die deutlich stärker und gefährlicher wirken können als natürliches THC. Sie verursachen teils schwerwiegende körperliche und psychische Nebenwirkungen und sind schwer nachweisbar. Seit dem 1. April 2024 sind sie in Deutschland vollständig verboten – mit Ausnahme ihres gezielten Einsatzes in der Forschung.

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Letzte Änderung:

04.08.2025

Das Wichtigste in Kürze
  • Synthetische Cannabinoide sind künstliche Substanzen, die deutlich stärker wirken als natürliches THC und schwere körperliche sowie psychische Nebenwirkungen verursachen können.
  • Seit dem 1. April 2024 sind alle synthetischen Cannabinoide in Deutschland unabhängig von ihrer Struktur gesetzlich verboten.
  • Während sie in der Forschung kontrolliert eingesetzt werden, sind sie auf dem Schwarzmarkt schwer zu erkennen, kaum nachweisbar und hochriskant im Konsum. 

Was sind synthetische Cannabinoide?

Synthetische Cannabinoide (auch Cannabinoidmimetika genannt) sind chemisch hergestellte Wirkstoffe, die gezielt entwickelt wurden, um die Effekte von Cannabis – insbesondere von Tetrahydrocannabinol (THC) – nachzuahmen. Sie binden wie THC an die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren im menschlichen Körper und beeinflussen dadurch Prozesse, wie zum Beispiel Wahrnehmung, Stimmung oder das Schmerzempfinden.

Die Entwicklung synthetischer Cannabinoide begann in den 1960er-Jahren, als es Forschenden erstmals gelang, die chemische Struktur von THC zu entschlüsseln. Auch heute noch werden sie in der medizinischen und pharmakologischen Forschung eingesetzt, um die Wirkung von Cannabinoiden auf Zellen, Gewebe und Organsysteme besser zu untersuchen.

In späteren Jahren verbreiteten sich synthetische Cannabinoide zunehmend außerhalb regulierter Kontexte. Immer mehr dieser Substanzen wurden von Hersteller:innen außerhalb der Forschung produziert und fanden ihren Weg in den Freizeitkonsum.

Beispiel: Spice – eine gefährliche „Kräutermischung“

Ein bekanntes Beispiel ist das Produkt Spice, das in Deutschland ab etwa 2008 Aufmerksamkeit erregte. Dabei handelte es sich um eine scheinbar harmlose „Kräutermischung“, die in Headshops und über das Internet verkauft wurde. Die Verpackung ließ vermuten, dass es sich um ein pflanzliches Räucherprodukt handelte. Allerdings lösten die vermeintlich harmlosen Kräuter intensive Rauscherlebnisse aus, die denen von Cannabis sehr ähnlich waren, teils sogar deutlich stärker.

Später zeigten wissenschaftliche Analysen, dass die Wirkung nicht von den Kräutern selbst ausging, sondern von aufgesprühten synthetischen Cannabinoiden, die ursprünglich nicht für den menschlichen Konsum gedacht waren. Diese chemischen Wirkstoffe waren wesentlich potenter als natürliches THC und hatten ein unkalkulierbares Risikoprofil. Häufig berichtete Nebenwirkungen waren Angstzustände, Kreislaufprobleme und psychotische Episoden.

Als Reaktion wurden die enthaltenen Wirkstoffe 2009 in Deutschland verboten. Doch das Problem blieb: Immer wieder tauchten leicht veränderte Varianten auf, die bestehende Gesetze umgingen – eine große Herausforderung für Gesetzgebung und Gesundheitsbehörden.

Aktuelle Gesetzeslage zu synthetischen Cannabinoiden

Mit dem Inkrafttreten des Konsumcannabisgesetzes (KCanG) am 1. April 2024 wurde ein generelles Verbot für synthetische Cannabinoide eingeführt. Dieses Verbot betrifft alle synthetisch hergestellten Substanzen, die die Wirkung von THC nachahmen, unabhängig davon, ob sie zuvor im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) oder im Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) erfasst waren. Ziel dieser Regelung ist es, den Missbrauch solcher Substanzen zu verhindern und die öffentliche Gesundheit zu schützen.¹

Synthetische Cannabinoide in der Forschung

In der Forschung werden synthetische Cannabinoide gezielt eingesetzt, um die komplexen Wirkmechanismen im menschlichen Körper besser zu verstehen und um neue Therapieansätze für verschiedene Beschwerden und Krankheiten zu entwickeln.

Im Gegensatz zu natürlichen Cannabinoiden wie THC oder CBD, die auf viele Prozesse gleichzeitig wirken, lassen sich synthetische Cannabinoide so modifizieren, dass sie:

  • gezielt bestimmte Rezeptoren, wie die Cannabinoid-Rezeptoren 1 (CB1) oder 2 (CB2), aktivieren,
  • stärker oder schwächer wirken als natürliche Cannabinoide und
  • länger oder kürzer im Körper bleiben.

Beispiele für synthetische Cannabinoide in der Forschung sind:

  • WIN 55,212-2 wird oft in Tierstudien eingesetzt und aktiviert CB1 und CB2, um Schmerzen, Entzündungen oder neurodegenerative Prozesse zu untersuchen.
  • JWH-133 ist ein Wirkstoff, der gezielt auf den CB2-Rezeptor wirkt. Dieser ist wichtig bei Entzündungen und Autoimmunerkrankungen, da CB2 vor allem im Immunsystem aktiv sind.
  • HU-210 ist ein sehr stark wirkender CB1-Agonist und bindet wesentlich stärker an den CB1 als THC. Haupteinsatzgebiet in Studien ist die Grundlagenforschung, zum Beispiel zur Untersuchung von Angst, Depression oder Gedächtnisprozessen.
  • AM-251 blockiert gezielt den CB1-Rezeptor und wird eingesetzt, um die Rolle von körpereigenen Cannabinoiden (Endocannabinoiden) zu erforschen.

In der Forschung werden synthetische Cannabinoide streng kontrolliert, gezielt dosiert und dienen ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken.

Synthetische Cannabinoide auf dem Schwarzmarkt

Auf dem Schwarzmarkt kursieren zahlreiche Varianten synthetischer Cannabinoide, die zu den sogenannten „Neuen psychoaktiven Substanzen“ (NPS) zählen. Immer wieder entstehen leicht abgeänderte Verbindungen, um gesetzliche Regelungen zu umgehen.

Frühere Spice-Produkte enthielten Substanzen wie JWH-018, HU-210 oder CP 47,497. Als diese Wirkstoffe verboten wurden, tauchten neue Varianten auf. Heute dominieren potenter wirkende Stoffe wie AB-FUBINACA, 5F-ADB oder 4F-MDMB-BINACA.

Laut der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) sind synthetische Cannabinoide die größte Gruppe von NPS in Europa. Bis 2023 wurden insgesamt 247 verschiedene synthetische Cannabinoide erfasst. Hierzu hat die European Union Drugs Agency (EUDA) eine Übersicht erstellt.

In welcher Form gibt es synthetische Cannabinoide?

Synthetische Cannabinoide werden meistens nicht pur verkauft, sondern in bestimmten Zubereitungen angeboten, um harmloser zu wirken oder um Tests zu umgehen.

  • Räuchermischungen / Kräutermischungen in bunten Tütchen mit Namen wie „Spice“, „K2“, „Scooby Snax“ oder „Joker“ beinhalten getrocknete Pflanzenteile oder Kräuter, auf die synthetische Cannabinoide aufgesprüht wurden.  
  • Flüssigkeiten wie E-Liquids für E-Zigaretten / Vaporizer, die synthetische Cannabinoide enthalten, die in Propylenglykol oder anderen Trägerflüssigkeiten gelöst wurden.
  • Synthetische Cannabinoide in Pulverform sind eher selten. Weißes oder beiges Pulver wird in kleinen Tütchen oder Röhrchen angeboten und ist äußerst gefährlich, weil die synthetischen Cannabinoide hochkonzentriert sind.
  • Auf Papier geträufelte synthetische Cannabinoide sind besonders in Gefängnissen weit verbreitet. Hier wird der Wirkstoff in verschiedenen Substanzen gelöst und auf Papierbögen, Karten oder Briefumschläge aufgetragen.

Es ist fast nie klar, welche Substanz enthalten ist. Nicht selten werden mehrere synthetische Cannabinoide gemischt. Zudem kann auf den Produktetiketten (falls überhaupt vorhanden) etwas völlig anderes stehen, als tatsächlich enthalten ist.

Synthetische Cannabinoide: Wirkung und Nebenwirkungen

Synthetische Cannabinoide gehören zu den gefährlichsten Substanzen auf dem Schwarzmarkt. Obwohl sie in ihrer chemischen Struktur das natürliche THC aus der Cannabis-Pflanze nachahmen, entfalten sie eine deutlich stärkere und unkontrollierbare Wirkung. Das Risiko schwerer körperlicher und psychischer Nebenwirkungen ist um ein Vielfaches höher als bei klassischem Cannabis.

Die unmittelbaren Wirkungen treten meist innerhalb weniger Minuten nach dem Konsum auf und können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein.2, 3

Körperliche Symptome:

  • Herzrasen (Tachykardie)
  • Erhöhter Blutdruck (Hypertonie)
  • Atemnot, Brustschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Muskelzittern, Krampfanfälle
  • Bewusstlosigkeit oder Koma

Psychische Symptome:

  • Angst, Panikattacken
  • Wahnvorstellungen, Halluzinationen
  • Aggressivität, Verwirrtheit
  • psychotische Zustände
  • Suizidgedanken
  • Starke Erregungszustände

Gesundheitsrisiken und Komplikationen

Da synthetische Cannabinoide in der Regel in nicht standardisierter Form vorliegen, ist die Dosierung kaum kontrollierbar. Hier besteht die Gefahr einer Überdosierung. Schon geringfügig höhere Mengen können toxisch wirken. Hinzu kommt, dass meist nicht bekannt ist, um welche Substanz(en) es sich handelt. Kommt es zu Komplikationen oder Vergiftungen, besteht unter Umständen sogar Lebensgefahr. Immer wieder werden Todesfälle mit dem Konsum von synthetischen Cannabinoiden in Verbindung gebracht.4

Langzeitfolgen und Risiken

Über die Langzeitwirkungen synthetischer Cannabinoide gibt es wenig Forschung, weil sich die chemischen Strukturen ständig ändern. Trotzdem gibt es Hinweise auf ernsthafte Folgeschäden.5

Mögliche psychische Langzeitfolgen:

  • Lang anhaltende Angstzustände
  • Chronische Psychosen (vor allem bei vorbelasteten Personen)
  • Depressionen und Suizidgedanken
  • Kognitive Beeinträchtigungen (Gedächtnis, Konzentration)

Mögliche körperliche Langzeitfolgen:

  • Leber- und Nierenschäden
  • Herzrhythmusstörungen
  • Schädigung des Nervensystems
  • Abhängigkeitssyndrome mit Entzugserscheinungen wie Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Zittern

Nachweisbarkeit von synthetischen Cannabinoiden

Synthetische Cannabinoide lassen sich nicht so einfach nachweisen wie natürliche Cannabinoide. Herkömmliche Drogentests, wie zum Beispiel bei Verkehrskontrollen, sind auf den Nachweis von THC und seinen Abbauprodukten spezialisiert. Synthetische Cannabinoide haben jedoch eine andere chemische Struktur, sodass sie in solchen Standardtests nicht erkannt werden.

Warum ist der Nachweis so schwierig?

Es gibt hunderte verschiedene synthetische Cannabinoide. Diese verändern sich ständig, weil immer wieder neue Varianten entwickelt werden. Jeder Stoff hat einen anderen chemischen Fingerabdruck. Problematisch ist außerdem, dass völlig unklar ist, wie lange synthetische Cannabinoide im Körper verbleiben.

Damit sie erkannt werden, braucht man spezielle Labortests. Solche Tests sind aufwändig und teuer und werden nur in besonderen Fällen durchgeführt, wie etwa im Krankenhaus, nach einer Vergiftung oder bei forensischen Untersuchungen.

Wie kann man synthetische Cannabinoide erkennen?

Es ist schwierig, synthetische Cannabinoide eindeutig zu erkennen, aber es gibt einige Anzeichen, auf die man achten kann:

  • Aussehen des Produkts: Handelt es sich um Pflanzenmaterial oder getrocknete Kräuter, die mit synthetischen Cannabinoiden besprüht wurden, sehen die Produkte meist unnatürlich gleichmäßig eingefärbt aus. Weisen die Produkte also eine merkwürdige Farbe auf oder sind stark glänzend, ist Vorsicht geboten. Auch wenn die Produkte extrem fein zerkrümelt oder sehr trocken sind, kann das ein Hinweis auf eine Kräutermischung mit synthetischen Stoffen sein.
  • Geruch: Synthetische Cannabinoide riechen häufig künstlich, stechend oder chemisch, ähnlich wie Lack, Benzin oder Räucherstäbchen. Wenn der Geruch unangenehm auffällt oder gar in der Nase brennt, ist das ein Warnzeichen.
  • Verpackung und Herkunft: Viele synthetische Cannabinoide werden in bunten, auffälligen Tütchen verkauft, auf denen Begriffe wie „Räuchermischung“, „nicht zum Verzehr geeignet“ oder „Aromaprodukt“ stehen. Oft fehlen genaue Inhaltsangaben oder es werden nur Fantasienamen genannt. Diese Verpackungen sind ein Warnsignal, sie werden absichtlich so gestaltet, um Kontrollen zu umgehen.
  • Preis und Verfügbarkeit: Wenn jemand ein Cannabis-Produkt zu einem extrem günstigen Preis oder als „neue Sorte“ anbietet, sollte man skeptisch sein. Synthetische Cannabinoide werden häufig als Billigware verkauft oder über das Internet angeboten, manchmal auch über soziale Medien oder in Szene-Treffpunkten. 

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Häufige Fragen

Synthetische Cannabinoide sind chemisch hergestellte Substanzen, die die Wirkung von natürlichem THC nachahmen. Sie binden an die gleichen Rezeptoren im Körper, wirken aber deutlich stärker und unkontrollierter.

Synthetische Cannabinoide beeinflussen die Wahrnehmung, Stimmung und verschiedene Körperfunktionen ähnlich wie THC. Sie haben aber in der Regel eine wesentlich stärkere und unkontrollierbare Wirkung. Im Gegensatz zu natürlichem Cannabis können sie lebensgefährliche Nebenwirkungen auslösen.

Synthetische Cannabinoide gelten als hoch riskant, da sie Kreislaufprobleme, Krampfanfälle, Psychosen oder sogar Bewusstlosigkeit auslösen können. Schon kleine Mengen können zu schweren körperlichen und psychischen Reaktionen führen.

Verdächtige Produkte haben häufig eine unnatürlich gleichmäßige Farbe, chemischen Geruch oder auffällige Verpackungen ohne klare Inhaltsangaben. Auch sehr günstige Preise oder neue, unbekannte Sorten können ein Hinweis sein.

Die Nachweisbarkeit ist schwer einzuschätzen, da es hunderte verschiedene Substanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften gibt. Standard-Drogentests erkennen sie nicht. Spezielle Labortests sind aufwändig und werden nur in Ausnahmefällen durchgeführt.

Seit dem 1. April 2024 sind alle synthetischen Cannabinoide in Deutschland gesetzlich verboten, unabhängig von ihrer genauen chemischen Struktur. Nur in der Forschung dürfen sie unter strengen Bedingungen weiterhin eingesetzt werden.

Quellenangaben

  1. Bundesministerium für Justiz, Gesetz zum Umgang mit Konsumcannabis (Konsumcannabisgesetz – KCanG), https://www.gesetze-im-internet.de/kcang/BJNR06D0B0024.html
  2. Cohen K, Kapitány-Fövény M, Mama Y et. al, The effects of synthetic cannabinoids on executive function. Psychopharmacology (Berl). 2017 Apr;234(7):1121-1134, Download vom 25.05.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28160034/
  3. Akram H, Mokrysz C, Curran HV. What are the psychological effects of using synthetic cannabinoids? A systematic review. J Psychopharmacol. 2019 Mar;33(3):271-283, Download vom 25.05.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30789300/
  4. Tait RJ, Caldicott D, Mountain D et. al, A systematic review of adverse events arising from the use of synthetic cannabinoids and their associated treatment. Clin Toxicol (Phila). 2016;54(1):1-13, Download vom 25.05.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26567470/
  5. Every-Palmer S. Synthetic cannabinoid JWH-018 and psychosis: an explorative study. Drug Alcohol Depend. 2011 Sep 1;117(2-3):152-7, Download vom 25.05.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21316162/