Wenn herkömmliche Therapien die Beschwerden des Fibromyalgie-Syndroms nicht oder nur unzureichend lindern, könnte medizinisches Cannabis eine Option sein. Bislang gibt es nur wenige Studien zur potenziellen Wirksamkeit. Aufgrund der begrenzten Datenlage muss die Entscheidung für eine Behandlung mit medizinischem Cannabis immer individuell getroffen werden und sollte ärztlich begleitet werden.
Bei Fibromyalgie handelt es sich um ein chronisches Schmerzsyndrom, das mit weit verbreiteten Muskelschmerzen, starker Erschöpfung und Schlafproblemen einhergeht. Auch Konzentrationsstörungen („Fibro-Fog“) sind typisch. Die genaue Ursache ist bis heute nicht vollständig geklärt.
Etwa 1-2 % der Bevölkerung sind betroffen, vor allem Frauen. Da Labor- oder Bilduntersuchungen keine eindeutigen Befunde liefern, dauert es oft lange, bis die Diagnose gestellt wird.
Ziel der Therapie ist es, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Häufig kommen physio- und psychotherapeutische Maßnahmen sowie Medikamente zum Einsatz, darunter Antidepressiva, Antiepileptika oder Schmerzmittel.
Die Wirksamkeit vieler Medikamente ist allerdings begrenzt. Nebenwirkungen sind häufig und nicht alle Patientinnen und Patienten sprechen ausreichend auf die Therapie an. Das macht die Behandlung zu einer Herausforderung und weckt das Interesse an alternativen Ansätzen wie medizinischem Cannabis.
Die wissenschaftliche Studienlage zur Wirkung von medizinischem Cannabis bei Beschwerden, die im Rahmen von Fibromyalgie auftreten, ist bislang uneinheitlich. Einige Untersuchungen liefern zwar Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit, es fehlen jedoch häufig belastbare, langfristige Daten und klare Empfehlungen. Zudem ist der therapeutische Nutzen nicht bei allen Patientinnen und Patienten gleich, was auf das vielschichtige Beschwerdebild zurückgeführt werden kann.
Dennoch kann medizinisches Cannabis eine Behandlungsoption sein, vor allem für Betroffene, die auf klassische Therapien unzureichend ansprechen. Die Entscheidung sollte individuell getroffen und eng ärztlich begleitet werden.
Die Forschung deutet darauf hin, dass bei Menschen mit Fibromyalgie das Endocannabinoid-System (ECS) gestört sein könnte – ein körpereigenes System, das unter anderem Schmerz, Schlaf und Stimmung reguliert. Forschende vermuten, dass ein Mangel an Endocannabinoiden oder eine gestörte Signalweiterleitung im ECS die Beschwerden verstärken könnte.
Das könnte erklären, warum viele Betroffene nur unzureichend auf klassische Therapien ansprechen – und warum medizinisches Cannabis als möglicher Therapieansatz zunehmend diskutiert wird.
Das Wissen um das Endocannabinoid-System eröffnet neue Denkansätze in der Behandlung von Fibromyalgie. Es erklärt möglicherweise, warum herkömmliche Medikamente nicht immer wirken und warum alternative Ansätze wie medizinisches Cannabis bei manchen helfen könnte. Trotzdem gilt, dass nicht jeder von Cannabinoiden profitiert und nicht jede Verbesserung direkt auf das ECS zurückzuführen ist.
In einer systematischen Übersichtsarbeit analysierten Forschende mehrere bereits veröffentlichte Studien mit über 560 Probanden und Probandinnen, in denen Cannabis-basierte Medikamente zur Behandlung von Fibromyalgie eingesetzt wurden. Das Ziel bestand darin, festzustellen, ob diese Therapieform wirksam und sicher ist und für wen sie besonders geeignet sein könnte.
Die Auswertungen zeigen:
Die Analyse der Studien liefert interessante Hinweise auf die potenzielle Wirkung von Cannabis bei Fibromyalgie. Ihre Aussagekraft ist jedoch insgesamt begrenzt. Die wichtigsten Gründe, warum die Ergebnisse zwar vielversprechend sind, aber mit Vorsicht interpretiert werden sollten, sind:
Medizinisches Cannabis könnte bei Fibromyalgie helfen, insbesondere bei chronischen Schmerzen. Doch die Wissenschaft steht noch am Anfang. Es sind weitere, größere und besser kontrollierte Studien notwendig, um genaue Empfehlungen geben zu können. Wer eine Behandlung mit medizinischem Cannabis in Erwägung zieht, sollte dies gemeinsam mit einem erfahrenen Arzt oder einer erfahrenen Ärztin besprechen.
Ein Teil der Patientinnen und Patienten hat in Studien über deutliche Verbesserungen bei Schmerzen, Schlaf und Stimmung durch medizinisches Cannabis berichtet. Die Studienlage ist jedoch noch begrenzt und die Wirksamkeit nicht bei allen Betroffenen nachgewiesen.
Wirkstoffe wie THC und CBD in Cannabis beeinflussen das Endocannabinoid-System, das unter anderem Schmerzempfinden, Schlaf, Stimmung und Entzündungsreaktionen reguliert. Ein möglicher Endocannabinoid-Mangel könnte erklären, warum manche Betroffene positiv auf Cannabis reagieren.
Cannabis wirkt bei jeder Person unterschiedlich. Deshalb kann es nötig sein, verschiedene Sorten mit unterschiedlichem THC- und CBD-Gehalt auszuprobieren, um eine individuell passende Variante zu finden.
Wichtig ist dabei: Die Behandlung sollte immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. So kann nicht nur die Wirkung besser beurteilt werden, sondern auch das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen frühzeitig erkannt werden.
Mögliche Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit oder Veränderungen der Stimmung und Konzentration. Bei höheren THC-Dosen kann es zudem zu Angst, Verwirrtheit oder Kreislaufproblemen kommen.
Betroffene können mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen, ob medizinisches Cannabis als ergänzende Therapie infrage kommt. Liegt eine entsprechende Indikation vor, kann ein Rezept ausgestellt und die Behandlung unter ärztlicher Aufsicht eingeleitet werden.
Studien zeigen uneinheitliche Ergebnisse zur Wirksamkeit von Cannabis bei Fibromyalgie, sodass aktuell keine klaren Empfehlungen abgeleitet werden können. Es fehlen derzeit größere und besser kontrollierte Studien.