Frau nutzt Inhalator mit der Aufschrift ‚Medical Cannabis‘ – Symbolbild für Cannabis bei Asthma

Medizinisches Cannabis bei Asthma als ergänzende Option?

Überblick über aktuelle Studien und Anwendungsmöglichkeiten zu medizinischem Cannabis bei Asthma

Die Datenlage zu Cannabis bei Asthma ist zwar bislang begrenzt, doch einige Studien deuten darauf hin, dass THC Bronchien erweiternd wirken kann. Für CBD werden entzündungshemmende Effekte vermutet, deren Nutzen bei Asthma jedoch noch nicht ausreichend belegt ist. Da Risiken wie bronchiale Reizungen nicht ausgeschlossen werden können, wird eine Anwendung derzeit nicht empfohlen. In ausgewählten Einzelfällen kann unter ärztlicher Aufsicht geprüft werden, ob eine begleitende Behandlung infrage kommt – allerdings außerhalb der regulären Therapieempfehlungen.

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Letzte Änderung:

04.08.2025

Das Wichtigste in Kürze
  • In Studien finden sich Hinweise darauf, dass THC die Bronchien kurzfristig erweitern und somit das Atmen erleichtern kann.
  • CBD zeigt in Tierversuchen entzündungshemmende Effekte, die bei Asthma hilfreich sein könnten, doch am Menschen ist die Wirkung noch unklar.
  • Medizinisches Cannabis wird bei Asthma nicht standardmäßig verordnet.

Was ist Asthma und wie wird es behandelt?

Asthma ist eine chronische Erkrankung, bei der sich die Bronchien – also die Luftwege in der Lunge – immer wieder entzünden und verengen. Dadurch fällt das Atmen schwer, vor allem das Ausatmen. Asthma kann in jedem Alter auftreten, beginnt aber häufig schon in der Kindheit.

Die Ursachen sind vielfältig. Meist liegt eine Kombination aus genetischer Veranlagung und verschiedenen Umweltfaktoren vor. Asthma tritt oft familiär gehäuft auf. Daneben gibt es verschiedene Auslöser, die Beschwerden verstärken oder einen Anfall auslösen können

  • Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare
  • Infektionen der Atemwege (z. B. Erkältungen)
  • Körperliche Anstrengung
  • Kalte Luft
  • Stress oder starke Emotionen
  • Luftverschmutzung oder Tabakrauch

Typische Symptome von Asthma sind

  • Atemnot, besonders beim Ausatmen,
  • eine pfeifende oder keuchende Atmung (meist als „Giemen“ bezeichnet),
  • Husten, vor allem nachts oder frühmorgens sowie
  • ein Engegefühl in der Brust.

Die Beschwerden können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Während manche Menschen nur gelegentlich Symptome haben, treten sie bei anderen nahezu täglich auf.

Asthma ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Neben entzündungshemmenden Inhalationssprays (z. B. mit Kortison) kommen bei akuten Anfällen schnell wirksame Notfallsprays zum Einsatz.

Zusätzlich ist es wichtig, persönliche Auslöser zu meiden. Auch Atemtechniken, Schulungen und angepasste körperliche Aktivität können helfen, die Beschwerden langfristig zu lindern.

Studien zu medizinischem Cannabis bei Asthma

Cannabis wurde bereits in den 1970er Jahren als möglicher Wirkstoff zur Behandlung von Asthma untersucht. In einer Studie wollten Forschende herausfinden, wie sich Tetrahydrocannabinol (THC) auf die Atemwege von Menschen mit Asthma auswirkt.1 Dazu gaben sie den Teilnehmenden entweder Cannabis-Blüten zum Inhalieren oder THC in Tablettenform. Anschließend wurde gemessen, wie gut die Luft durch die Bronchien strömte. Dies ist ein wichtiger Hinweis darauf, ob sich die Atemwege weiten oder verengen.

Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl das inhalhierte THC als auch das oral eingenommene THC zu einer kurzfristigen Erweiterung der Bronchien führten. Das bedeutet, dass sich die Atemwege öffneten und die Luft besser durchströmen konnte, was ein positiver Effekt für Asthmatiker:innen ist, die oft unter verengten Bronchien leiden. Besonders auffällig war die bronchienerweiternde Wirkung beim inhalierten Cannabis.

Damals war das eine interessante Entdeckung, da die meisten Medikamente zur Erweiterung der Atemwege auf chemischem Weg wirken und Cannabis eine mögliche Alternative zu klassischen Präparaten darstellen könnte.

Aktuelle Studien zur bronchienerweiternden Wirkung von THC

In den vergangenen Jahren wurde erneut untersucht, ob bestimmte Inhaltsstoffe der Cannabis-Pflanze, insbesondere Tetrahydrocannabinol (THC), Auswirkungen auf die Atemwege haben könnten. Dabei interessierte sich die Forschung vor allem für die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren 1 (CB1), die unter anderem in der Lunge vorkommen. Diese Rezeptoren reagieren auf THC, welches in einigen Studien mit einer Erweiterung der Bronchien in Verbindung gebracht wurde.2

Forschende stellten die Hypothese auf, dass eine gezielte Aktivierung dieser Rezeptoren die Atemwege möglicherweise beeinflussen könnte. Dies könnte vor allem für Menschen hilfreich sein, bei denen die üblichen Asthma-Medikamente (die sogenannten β2-Spraymedikamente) nicht gut wirken.  Klinische Studien, die den Einsatz von THC bei Asthma unter medizinischen Bedingungen systematisch untersuchen, stehen jedoch bislang aus. THC ist in Deutschland derzeit nicht zur Behandlung von Asthma zugelassen.

In einer weiteren Studie wurde herausgefunden, dass THC bestimmte Nerven in der Lunge daran hindern konnte, die Atemwege zusammenzuziehen. Normalerweise sorgen diese Nerven dafür, dass sich die Bronchien verengen, was das Atmen erschwert, zum Beispiel bei einem Asthmaanfall. THC scheint diesen Effekt abzuschwächen, sodass sich die Atemwege eher entspannen. Diese Ergebnisse lassen allerdings noch keine Schlussfolgerungen für eine therapeutische Anwendung zu.3 

Interessant ist zudem eine Langzeitstudie, in der untersucht wurde, wie sich der Konsum von Cannabis über längere Zeit auf die Lunge auswirkt. Dabei wurden viele Menschen über Jahre hinweg beobachtet, die Cannabis für Freizeitzwecke nutzten.4

Die Ergebnisse zeigten, dass Cannabisanwender:innen häufig ein etwas größeres Lungenvolumen hatten, wenn sie eine geringe Dosis von Cannabinoiden anwendeten. Gleichzeitig gab es aber keine Hinweise darauf, dass der Luftstrom in den Atemwegen dauerhaft blockiert oder eingeschränkt wurde, wie es bei vielen Lungenerkrankungen der Fall ist. Auch das lässt vermuten, dass THC möglicherweise eine kurzfristige bronchienerweiternde Wirkung haben könnte bzw. die Atemwege für eine gewisse Zeit öffnen könnte. Chronischer Cannabiskonsum in hohen Dosen führte in Studien neben anderen negativen Effekten jedoch zu einem geringeren Lungenvolumen.

Cannabinoide als mögliche Unterstützung bei Entzündungen der Atemwege

Bei Asthmatiker:innen sind die Bronchien häufig nicht nur während eines Anfalls betroffen. Auch in ruhigen Phasen kann eine dauerhafte (chronische) Entzündung der Atemwege bestehen. Verschlimmert sich diese Entzündung, beispielsweise während eines akuten Asthmaanfalls, werden in der Regel entzündungshemmende Medikamente eingesetzt.

In einer Studie konnte ein Forscherteam spezielle Immunzellen, sogenannte T-Helfer-2-Zellen, in der Lunge von an Asthma erkrankten Personen nachweisen. Diese Zellen spielen eine wichtige Rolle bei der Erkennung körperfremder Stoffe (z. B. Allergene) und lösen dabei die Ausschüttung von entzündungsfördernden Botenstoffen (Zytokinen) aus. Da diese Prozesse vermutlich zur Entstehung von Asthma beitragen, prüfte das Forscherteam, ob Cannabidiol (CBD) hier regulierend eingreifen kann. CBD kann entzündungshemmende Eigenschaften entfalten.⁵

In einem Versuch wurde bei Ratten eine Asthma-ähnliche Erkrankung ausgelöst. Anschließend erhielten die Tiere eine Dosis von 5 mg CBD pro Kilogramm Körpergewicht. Bereits nach 24 Stunden zeigte sich, dass die Menge entzündlicher Botenstoffe im Blut gesunken war. Dieses Ergebnis ist zwar positiv, es lässt sich jedoch nicht auf Menschen übertragen. Hierzu sind weitere Studien am Menschen erforderlich, um zu testen, ob CBD möglicherweise helfen könnte, Entzündungsreaktionen bei Asthma zu dämpfen.

Medizinisches Cannabis als Therapieoption bei Asthma

Die bisherigen Studien deuten darauf hin, dass THC die Bronchien kurzfristig erweitern kann, was bei Asthma nützlich sein könnte. Es fehlen jedoch großangelegte, kontrollierte Studien, um eine eindeutige Wirksamkeit ableiten zu können.

Trotz der potenziell positiven Wirkung auf die Bronchien ist das Rauchen von Cannabis problematisch, da die Lunge durch die reizenden Inhaltsstoffe zusätzlich belastet wird. Zudem sind die Langzeitwirkungen und genaue Dosierungen schwer vorherzusagen.

Daher wird medizinisches Cannabis nicht routinemäßig zur Behandlung von Asthma empfohlen. In bestimmten Fällen und unter medizinischer Aufsicht kann jedoch eine Anwendung in Betracht gezogen werden, zum Beispiel in Form von öligen Extrakten als Tropfen oder Spray.

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Häufige Fragen

In Studien finden sich Hinweise, dass THC kurzfristig die Bronchien erweitern und damit die Atmung erleichtern kann. Es fehlen jedoch umfassende klinische Studien, um medizinisches Cannabis als reguläre Therapie bei Asthma zu empfehlen.

THC kann durch die Aktivierung von CB1-Rezeptoren eine bronchienerweiternde Wirkung entfalten, während CBD entzündungshemmende Effekte auf die Atemwege zeigen könnte. Beide Cannabinoide könnten somit ergänzend wirken, allerdings ist ihre Wirkung individuell unterschiedlich und nicht abschließend erforscht.

Verdampfen ist weniger belastend für die Lunge als Rauchen, da keine reizenden Verbrennungsstoffe entstehen. Dennoch sollte die Anwendung bei Asthma immer ärztlich überwacht werden, da individuelle Reaktionen variieren können.

Mögliche Nebenwirkungen sind Reizungen der Atemwege, Husten oder eine Verschlimmerung der Symptome bei falscher Anwendung. Auch allgemeine Nebenwirkungen wie Schwindel oder Benommenheit können auftreten.

In Deutschland ist medizinisches Cannabis grundsätzlich verschreibungsfähig. Eine spezielle Zulassung nur für Asthma oder andere Diagnosen besteht jedoch nicht.

Eine Ärztin oder ein Arzt können medizinisches Cannabis verschreiben, wenn eine ausreichende medizinische Begründung vorliegt.

Quellenangaben

  1. Tashkin DP, Shapiro BJ, Frank IM. Acute effects of smoked marijuana and oral delta9-tetrahydrocannabinol on specific airway conductance in asthmatic subjects. Am Rev Respir Dis. 1974 Apr;109(4):420-8, Download vom 29.05.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/4816823/
  2. Ashton JC, Hancox RJ. The Case for Cannabinoid CB1 Receptors as a Target for Bronchodilator Therapy for β-agonist Resistant Asthma. Curr Drug Targets. 2018;19(11):1344-1349, Download vom 29.05.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28641517/
  3. Grassin-Delyle S, Naline E, Buenestado A et. al, Cannabinoids inhibit cholinergic contraction in human airways through prejunctional CB1 receptors. Br J Pharmacol. 2014 Jun;171(11):2767-77, Download vom 29.05.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24467410/
  4. Hancox RJ, Poulton R, Ely M et. al, Effects of cannabis on lung function: a population-based cohort study. Eur Respir J. 2010 Jan;35(1):42-7, Download vom 29.05.2025 von https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3805041/
  5. Pini A, Mannaioni G, Pellegrini-Giampietro D et. al, The role of cannabinoids in inflammatory modulation of allergic respiratory disorders, inflammatory pain and ischemic stroke. Curr Drug Targets. 2012 Jun;13(7):984-93, Download vom 29.05.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22420307/