Cannabidiol (CBD) ist nach Tetrahydrocannabinol (THC) das zweitwichtigste Cannabinoid (chemische Verbindung), das von der Cannabis-Pflanze gebildet wird. Erfahre hier, wie CBD im Körper wirken kann und informiere Dich über mögliche Neben- und Wechselwirkungen.
Die Cannabis-Pflanze produziert zunächst eine Vorstufe der Cannabinoide – die sogenannten Cannabinoid-Säuren. Sie werden auch als „inaktive“ Cannabinoide bezeichnet. Im Falle von CBD ist das Cannabidiol-Säure (CBDA). Das A hinter CBD steht für Acid (aus dem Englischen übersetzt: „Säure“).
Die chemische Formel von CBDA (C22H30O4) sieht ähnlich aus wie die von CBD (C21H30O2). Jedoch besitzt CBDA eine zusätzliche Carboxylgruppe (spezielle Gruppe von Atomen in einem Molekül). Diese besteht aus einem Kohlenstoffatom und zwei Sauerstoffatomen. Da sich die Formeln von CBD und CBDA unterscheiden, entfalten beide Substanzen unterschiedliche Wirkungen.
Wenn Cannabis-Pflanzen geerntet und weiterverarbeitet werden, geschieht ein chemischer Prozess namens Decarboxylierung. Durch Umwelteinflüsse wie Licht, Wärme und Luft wird die zusätzliche Carboxylgruppe von CBDA freigesetzt. Das Ergebnis ist die Umwandlung von CBDA in CBD.
Der Wirkmechanismus von CBD im Körper ist komplex und noch nicht vollständig erforscht. Hauptsächlich entfaltet das Cannabinoid seine Wirkung über das Endocannabinoid-System (ECS). Dieses gehört zum Nervensystem und besteht aus Cannabinoid-Rezeptoren. Die wichtigsten Rezeptoren sind:
Die Rezeptoren funktionieren wie Schlösser, die nur von bestimmten „Schlüsselstoffen“ geöffnet werden können. Das sind zum einen die Endocannabinoide und zum anderen die Cannabinoide aus der Cannabis-Pflanze.
CBD wirkt, indem es mit den Cannabinoid-Rezeptoren zusammenarbeitet. Im Gegensatz zu THC (Tetrahydrocannabinol) bindet sich CBD jedoch nicht direkt an die Rezeptoren. Stattdessen beeinflusst es, wie diese Rezeptoren arbeiten und miteinander kommunizieren.
THC ist eine psychoaktive Substanz und löst eine berauschende Wirkung aus. Das hängt damit zusammen, dass THC an die CB1-Rezeptoren im Gehirn bindet. Hingegen interagiert CBD kaum mit diesen Rezeptoren. Deshalb entfaltet das Cannabinoid auch keinen berauschenden Effekt.
Oftmals wird behauptet, dass CBD keine psychoaktive Wirkung entfaltet. CBD ist aber durchaus eine psychoaktive Substanz, da es das zentrale Nervensystem beeinflusst und Prozesse wie die Stimmung verändern kann – aber ohne einen Rausch auszulösen.
„Psychoaktiv“ bedeutet, dass eine Substanz auf das Gehirn wirkt. Koffein ist beispielsweise ebenfalls eine psychoaktive Substanz, die das zentrale Nervensystem stimuliert. Dadurch fühlen wir uns wacher, konzentrierter und energiegeladener. Einen Rausch löst Koffein hingegen nicht aus.
Cannabidiol (CBD) werden unterschiedliche therapeutische Eigenschaften zugeschrieben. Zwar ist die Forschung rund um die Wirkung des Cannabinoids weit fortgeschritten, bei vielen potenziellen Indikationen (Einsatzgebieten) fehlen jedoch noch aussagekräftige Studien.
Cannabidiol (CBD) werden zahlreiche therapeutische Eigenschaften zugeschrieben. Am häufigsten wurde bislang die antiepileptische Wirkung von CBD untersucht. Studien legen nahe, dass CBD sowohl die Anfallsschwere als auch die Anfallshäufigkeit bei schweren Epilepsieformen im Kindesalter verringern kann.4, 5
Die Forschung hat sich zudem viel damit beschäftigt, wie CBD das Immunsystem beeinflussen kann. So könnte CBD als unterstützende Behandlung für verschiedene entzündungsbedingte Erkrankungen infrage kommen, wie zum Beispiel Arthritis oder Akne.
CBD interagiert mit den CB2-Rezeptoren im ECS. Dadurch kann die Aktivität des Immunsystems reguliert werden, sodass der Körper weniger entzündungsfördernde Stoffe ausschüttet.6, 7
In Studien wurden verschiedene Immunzellen sowie Zytokine betrachtet. Zytokine sind Botenstoffe, mit denen Immunzellen miteinander kommunizieren. Sie steuern, wie stark eine Immunreaktion ausfällt. Unterschieden wird zwischen Zytokinen, die Entzündungen fördern, und Zytokinen, die Entzündungen hemmen.
CBD kann beeinflussen, wie viele Zytokine produziert werden und wie aktiv sie sind. Dabei scheint CBD in der Lage zu sein, die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen zu hemmen und die Immunreaktion zu unterdrücken (immunsuppressive Wirkung). Bei Autoimmunerkrankungen (z. B. Multiple Sklerose), könnte dies nützlich sein. Denn bei diesen Krankheiten greift das Immunsystem den eigenen Körper an. CBD könnte dabei unterstützen, das überaktive Immunsystem zu bremsen.8, 9
CBD kann über verschiedene Mechanismen im Körper stresslindernde Effekte auslösen. Ob CBD direkt angstlösend wirken kann, ist nicht endgültig geklärt. Denn in Tierstudien zeigte sich nur dann eine angstlösende Wirkung, wenn die Tiere zuvor akut oder chronisch unter Stress standen. 10, 11, 12
Weniger gut belegt sind die therapeutischen Eigenschaften von CBD bei folgenden Beschwerden:
Studien zufolge besitzen selbst hohe CBD-Dosen von bis zu 1.500 mg pro Tag eine gute Verträglichkeit.20 Dennoch können Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden. Mögliche Nebenwirkungen von CBD sind:
Da CBD den Augeninnendruck erhöhen kann, sollten Personen mit einem Glaukom kein CBD anwenden.21
CBD kann Auswirkungen auf die Leberfunktion haben – sowohl positiv als auch negativ. In Studien finden sich Hinweise, dass hohe CBD-Dosen die Leberwerte verschlechtern oder sogar das Organ schädigen kann.22, 23
Besteht eine Lebererkrankung, sollte vorsichtshalber auf die Einnahme von CBD verzichtet werden. Zumindest nicht, ohne vorab Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt gehalten zu haben.
Wechselwirkungen können auftreten, wenn zwei oder mehr Wirkstoffe eingenommen werden und sich in ihrer Wirkung gegenseitig beeinflussen. Das kann die Wirkung eines einzelnen Wirkstoffs verstärken, abschwächen oder unerwünschte Nebenwirkungen verursachen.
Cannabidiol (CBD) kann mit bestimmten Wirkstoffen wechselwirken. Denn das Cannabinoid wird, wie viele andere Substanzen auch, in der Leber durch verschiedene Enzyme abgebaut. Wenn CBD diese Enzyme blockiert oder verändert, kann dies den Abbau anderer Substanzen verlangsamen oder beschleunigen. Dadurch können sich die Konzentrationen dieser Wirkstoffe im Blut erhöhen oder verringern, was ihre Wirksamkeit beeinflusst oder das Risiko von Nebenwirkungen erhöht.
Aus einer Studie geht hervor, dass zwischen CBD und den folgenden Medikamenten Wechselwirkungen auftreten können: 24, 25, 26
In den obigen Ausführungen wird ausschließlich medizinisches Cannabidiol (CBD) behandelt. Dieses darf nicht mit dem CBD verglichen werden, das in frei käuflichen CBD-Produkten (z. B. CBD-Öl) enthalten ist.
Medizinisches CBD kann in verschiedenen Varianten verordnet werden:
Wenn medizinisches CBD zur Anwendung kommt, erhalten Patientinnen und Patienten in der Regel hohe Dosen.
Das CBD für die Herstellung von CBD-Produkten wie CBD-Öl wird aus dem Nutzhanf gewonnen. Dieser wird für industrielle Zwecke angebaut und enthält im Gegensatz zu Cannabis-Pflanzen nur sehr geringe Mengen THC (> 0,3 %). Auch der CBD-Gehalt ist niedriger und liegt bei maximal 5 %.
Für die Herstellung von CBD-Produkten existieren keine standardisierten Prozesse, sodass die Qualität erheblich variieren kann.
Des Weiteren ist mit CBD-Produkten keine so hohe Dosierung wie bei medizinischem CBD möglich. Beispiel: In einer Studie bekamen Probandinnen und Probanden Epidiolex in einer Dosis von 20 mg pro Kilogramm Körpergewicht.27 Damit würde die Tagesdosis bei einem erwachsenen Menschen mit einem Körpergewicht von 70 kg bei 1.400 mg CBD liegen.
Ein CBD-Öl (10 ml Fläschchen) mit einer Konzentration von 5 % CBD enthält etwa 200 Tropfen á 2,5 mg CBD. Das sind ungefähr 500 mg CBD pro Fläschchen. Um die Tagesdosis wie in der Studie zu erreichen, müssten also fast drei Fläschchen CBD-Öl eingenommen werden. Und selbst dann wäre unklar, ob diese Dosis überhaupt erreicht wird, da es bei CBD-Ölen keine Qualitätskontrolle gibt und die angegebene CBD-Konzentration nicht nachgeprüft werden kann.
Cannabidiol (CBD) ist das zweitwichtigste Cannabinoid aus der Cannabis-Pflanze. Es löst keine berauschende Wirkung aus. Die Forschung zur Wirkweise von CBD ist weit fortgeschritten. Es fehlen jedoch bei vielen potenziellen therapeutischen Eigenschaften immer noch eindeutige Belege. Dennoch gilt CBD als vielversprechende Behandlungsoption bei unterschiedlichen Erkrankungen und Beschwerden.
Nein, im Gegensatz zu THC löst CBD keine berauschende Wirkung aus. In sehr hohen Dosen kann CBD jedoch Benommenheit und Schläfrigkeit verursachen.
Medizinisches CBD ist verschreibungspflichtig. Ärzte und Ärztinnen können unter anderem CBD-reiche Cannabis-Blüten oder Extrakte auf einem regulären Rezept verordnen.
CBD werden verschiedene therapeutische Eigenschaften zugeschrieben. Wissenschaftlich gut belegt sind antiepileptische, entzündungshemmende und stresslindernde Effekte.
Es gibt verschiedene Anwendungsformen. So wird CBD als ölige Lösung unter die Zunge getropft. Medizinische Cannabis-Blüten werden üblicherweise inhaliert bzw. verdampft.
Der Wirkungseintritt hängt von der Anwendungsform ab. Beim Inhalieren tritt die Wirkung innerhalb weniger Minuten ein. Eine ölige Lösung, die unter die Zunge getropft wird, entfaltet meist innerhalb von 30 Minuten ihre Wirkung.