Folgen von chronischen Schlafstörungen
Ein chronischer Schlafmangel wirkt sich immens auf die Lebensqualität auf. Sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit werden langfristig stark beeinträchtigt. Eine frühzeitige geistige und körperliche Alterung sowie ein erhöhtes Risiko für verschiedene psychische und organische Krankheiten ist die Folge.
Psychische Folgen
Die Auswirkungen, die ein dauerhafter Schlafmangel auf unsere seelische Gesundheit haben kann, sind vielfältig. Unser Schlaf dient der Verarbeitung von Erlebtem und besonders auch der Gefühle, die die Erfahrungen begleiten. Dieser Prozess wird vor allem in unserer Traumschlafphase verortet. Wird sie unterbrochen, wirkt sich dies negativ auf unsere Emotionsverarbeitung aus. Das kann erklären, warum wir bei Schlafentzug unausgeglichen, niedergeschlagen und leicht reizbar sind.
Zusammenhänge in Studien: Schlafmangel und...
Das Risiko für Depressionen war für Menschen mit einer Schlafstörung doppelt so hoch wie für Menschen ohne Probleme mit dem Schlaf. Eine alternative Erklärung für diesen Befund ist, dass sowohl Schlafstörungen als auch Depressionen ein gemeinsamer ursächlicher Faktor, wie z.B. eine Genvariante zugrunde liegt.
Schlafstörungen werden häufig als erstes Frühwarnzeichen einer Psychose erkannt. Wahnvorstellung können durch Wahrnehmungs- und Denkstörungen bei Schlaflosigkeit gefördert werden.
Alkohol- und Cannabissucht
Kann aus einer längeren Schlaflosigkeit entstehen, um sich vermeintlich das Einschlafen zu erleichtern. Eine Abhängigkeit sowie die Wirkung der Droge selbst behindern den Schlaf langfristig aber mehr.
Kognitive Folgen
Auch unsere allgemeine Denkleistung wird durch chronischen Schlafmangel beeinträchtigt. Dieser Effekt tritt über akute Konzentrationsschwierigkeiten durch Müdigkeit hinaus auf. Schließlich ist der Schlaf, speziell der Tiefschlaf, wichtig für unsere Lern- und Gedächtnisprozesse. Geschehnisse werden hier verarbeitet und abgespeichert und auf diese Weise unser Wissen und unsere Fähigkeiten langfristig angelegt. Bei einem dauerhaften Schlafmangel wird diese kognitive Weiterentwicklung gehindert. Studien weisen sogar darauf hin, dass ein schnellerer Abbau von Gehirnvolumen in bestimmten Hirnregionen damit verknüpft ist.
Im Extremfall kann chronische Schlaflosigkeit ein erhöhtes Risiko für die Alzheimer Demenz bedeuten. Schlafmangel bewirkt eine Anreicherung von Beta-Amyloiden im Gehirn, Stoffwechsel-Abfallprodukte, die sich verklumpen und Plaques bilden. Diese vermehrten Eiweißablagerungen gelten als charakteristisch für Alzheimer und können schon lange vor Beginn der ersten Symptome beobachtet werden.
Körperliche Folgen
Schlafen wir über einen längeren Zeitpunkt schlecht, kann das verheerende Auswirkungen auf unseren Körper haben. Schließlich wird das gesamte Körpersystem aus seinem natürlichen Rhythmus gebracht. Wichtige Regenerations- und Stoffwechselprozesse, die im Schlaf ablaufen, werden behindert. Die Folgen des Schlafmangels reichen von einer Gewichtszunahme bis hin zu lebensbedrohlichen Herzinfarkten.
Schlafmangel schwächt unser Immunsystem. Während des Schlafs steigt die Anzahl der natürlichen Abwehrzellen - unsere wichtigen Kämpfer gegen Viren und Bakterien. Können wir diese aufgrund eines Schlafentzugs nicht produzieren, werden wir anfälliger für Infekte.
Die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen und gestörten Blutzuckerstoffwechsel führt zu Bluthochdruck. Das Risiko für Herzinfarkte wird erhöht.
Der Zuckerstoffwechsel und Glucosehaushalt werden gestört und es kommt zu einer Insulinresistenz.
Schlafmangel begünstigt chronische Darmentzündungen.
Schlafmangel verändert den Fett- und Hormonstoffwechsel. Eine erhöhte Fetteinlagerung statt Fettverbrennung findet statt. Außerdem wird das appetitfördernde Hormon Ghrelin vermehrt ausgeschüttet bei geringerer Ausschüttung vom Sättigungshormon Leptin
Die Ausschüttung des Wachstumshormon Somatropin, wichtig für den Abbau von Fettgewebe und Muskelwachstum, wird bei Schlafmangel heruntergefahren. Reparaturprozesse von Muskeln, Knochen und Gewebe werden so behindert.
Eine einzige schlaflose Nacht wirkt sich zunächst vor allem auf Dein Funktionsniveau am Folgetag aus. Tagesmüdigkeit und Erschöpfungszustände beeinträchtigen Deine Leistungsfähigkeit. Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen können auftreten. Auf emotionaler Ebene ist eine leichte Reizbarkeit beobachtbar. Außerdem ist Dein Reaktionsvermögen stark eingeschränkt, ähnlich wie im alkoholisierten Zustand bei 1 Promille. Damit besteht ein deutlich höheres Unfallrisiko.
Ohne Schlaf keine Erholung. Der Schlaf ist enorm wichtig für die Regeneration von Körper und Psyche. Vor allem die Tiefschlafphase und die Traumschlafphase dienen der körperlichen und mentalen Erholung. Über die Ausschüttung des Wachstumshormons Somatropin wird ein heilender Prozess des Gewebes in Gang gesetzt. Bei Schlafmangel wird seine Bildung gehemmt und wir können unsere Akkus nicht aufladen.
Mit 266 Stunden (knapp 11 Tage) hält der Brite Tony Wright den Rekord im längsten Schlafentzug. Was er unter ärztlicher Aufsicht und Ausreizung seiner körperlichen Grenzen geschafft hat, ist aber riskant. Bereits nach einer schlaflosen Nacht ist die Leistungs- und Denkfähigkeit stark eingeschränkt und körperliche Regenerationsprozesse behindert. Wegen gesundheitlicher Bedenken wurde diese Kategorie daher längst aus dem Guinnessbuch der Rekorde abgeschafft.
In der Theorie möglich - aber in der Realität schläft der Mensch automatisch vor lauter Erschöpfung ein, wenn sich der Schlafentzug einem lebensbedrohlichen Ausmaß nähert. Das liegt am steigenden Schlafdruck, der sich über eine lange Wachphase aufbaut. Eine Ausnahme: Die seltene Erbkrankheit “fatale familiäre Insomnie” verhindert über mehrere Monate zunehmend den Schlaf, bis der Körper kapituliert und der Schlafmangel zum Tod führt. Indirekt kann die Lebenserwartung dennoch über Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes bei Menschen mit Schlafstörungen verkürzt sein.